Für die Praxis der Gewaltprävention ist es jenseits aller wissenschaftlichen Debatten zunächst sinnvoll und auch gut begründet davon auszugehen, dass
- Aggression und Gewalt nicht (ausschließlich) biologisch determiniert sind, sondern wesentlich ein soziales und kulturelles Phänomen darstellen;
- Gewalt häufig im Kontext einer sich zuspitzenden Konfliktdynamik angewendet wird;
- dass Gewalt vielfältige Formen umfasst und nicht alle dieser Formen tabuisiert sind;
- Kinder und Jugendliche oft ein anderes Gewaltverständnis haben als Erwachsene.
Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler sollten zunächst ihr eigenes Verständnis von Gewalt sowie ihr eigenes Verhältnis zur Gewaltanwendung klären. Dabei geht es auch darum, zu erkennen, an welcher Stelle sie selbst anfällig für solche Verhaltensweisen sind. Dieses Verständnis sollte zur Schärfung mit wissenschaftlichen Definitionen konfrontiert werden (M6, M7).
1. Erkennen und Sensibilisieren (M1-M7)
Anhand der Materialien M1-M7 soll ein differenziertes Verständnis von Gewalt entwickelt werden. Wichtige Schritte hierzu sind:
- Erkennen anhand von zu entwickelnden klaren Indikatoren, was Gewalt ist und wo Gewalt vorkommt (M1-M3).
- Erkennen der Vielfalt der Formen und Einflussfaktoren auf Gewalt (M4, M5).
- Sensibilisierung für die verschiedenen Formen von Gewalt, deren Duldung, Unterstützung und Rechtfertigung (M6-M7).
Bei der Bearbeitung dieser Materialien sollten unterschiedliche Sozialformen (Einzelarbeit, Partnerarbeit, Kleingruppen, Klasse) variiert werden.
2. Erfahrungen mit Gewalt (M8-M10)
Schülerinnen und Schüler (und natürlich ebenso die Lehrkräfte und Eltern) verfügen sowohl als Opfer als auch als Täter über vielfältige eigene Erfahrungen. Anhand von M8-M10 können eigene Erfahrungen mit Gewalt thematisiert werden. Dabei geht es zunächst um Verhaltensweisen im Nahbereich.
3. Die Attraktivität von Gewalt (M11-M14)
Gewalt übt auf viele eine eigenartige Faszination aus. M11 thematisiert was Gewalt für viele immer wieder so attraktiv macht.
In der Werbung sind Gewaltmotive allgegenwärtig. Warum werden diese Gestaltungsmotive verwendet und welche impliziten Botschaften werden damit vermittelt? (M12). Untersuchungen aus der Gewaltforschung (M13, M14) zeigen, welche Barrieren bei der Gewaltanwendung überwunden werden müssen.
4. Der Gewalt entkommen (M15, M16)
Anhand von M16 kann beispielhaft bearbeitet werden, was Menschen zu gewalttätigem Handeln (hier am Beispiel eines gesellschaftlichen und politischen Konfliktes) bringt und was sie motiviert, der Gewalt abzuschwören. In Kleingruppen wird bearbeitet, was Joe Doherty und Peter McGuire veranlasste, sich dem bewaffneten Kampf anzuschließen, sowie, was dazu geführt hat, dass sie heute sagen: „Das war der falsche Weg“. Als weitere Fragestellung wird besprochen, welche Erfahrungen und überzeugungen Menschen veranlasst, Gewalt anzuwenden (vgl. M15).
5. Folgen und Kosten von Gewalt (M17, M18)
Gewalt verursacht vielerlei Kosten und hat für die Betroffenen oft verheerende Folgen. In Kleingruppen werden die Begriffe von M17 der Matrix zugeordnet. Weitere Begriffe (Kosten) sollen gefunden werden. Die gesundheitlichen Folgen werden dann mit Hilfe der Grafik von M18 am Beispiel von Gewalt gegen Frauen und Mädchen vertiefend bearbeitet.
Der Themenbereich „Gewalt an Schulen“ wird in Kap. 2.2 ausführlich dargestellt.