Dieser Baustein beschreibt die Bedeutung von Werten und Normen für eine effektive Gewaltprävention und zeigt, wie Regeln des Umgangs und Zusammenlebens auf verschiedenen Ebenen gefunden und implementiert werden können
Die Auseinandersetzung mit und die Vermittlung von Normen und Werten sind gerade auch im Kontext von Gewaltprävention wichtig. Das Problem besteht darin, dass in einer wertepluralistischen Gesellschaft eine Verständigung auf gültige Normen und Werte stattfinden muss und dass eine Rückbindung der Normen und Werte an eine globale Ethik vorgenommen wird. Nur dann kann eine Beliebigkeit und Individualisierung verhindert werden. Werteerziehung ist nie abstrakt, sie vollzieht sich in konkreten (Problem-) Situationen, sie sucht und findet Antworten auch auf Fragen der Alltagsbewältigung.
Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Akzeptanz von sozialen Werten und Normen und der Ablehnung von Gewalt.
- Soziale Normen erwirbt der Mensch in einem lebenslangen Lernprozess von seinem ersten Lebenstag an. Wesentlich ist dabei, dass allmählich die in der sozialen Umgebung gelebten Werte und Normen zu eigen gemacht, verinnerlicht werden.
- Je früher das soziale Normenlernen erfolgt, desto wirksamer schlägt es sich in der Ausbildung der Basispersönlichkeit (primäre Sozialisation) nieder.
- Je intensiver der Personenbezug und die Zuwendung beim Normenlernen sind, desto erfolgreicher sind die Bemühungen (relative Unwirksamkeit bloß institutionaler Einwirkung).
Die Werte des Friedens, der Freiheit, des sozialen Fortschritts, der Gleichberechtigung und der Menschenwürde, die in der Charta der Vereinten Nationen und in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert sind, besitzen heute nicht weniger Gültigkeit als vor mehr als einem halben Jahrhundert, als diese Dokumente von den Vertretern vieler verschiedener Nationen und Kulturen verfasst wurden. Die Umsetzung dieser Werte in die Realität menschlichen Verhaltens war zur damaligen Zeit keineswegs besser als heute.
Die allgemeine Erziehungsaufgabe der Schule ergibt sich zunächst einmal daraus, dass für ihre Kernaufgabe, nämlich das Unterrichten, diejenigen Grundregeln des Verhaltens durchgesetzt werden müssen, die dafür unentbehrlich sind: eine gewisse Grunddisziplin, gewaltloser und höflicher Umgang miteinander, Toleranz in Verbindung mit Bereitschaft zur argumentativen Auseinandersetzung; prinzipielle Bereitschaft zur Mitwirkung an der gemeinsamen Aufgabe. Ohne diese Dispositionen kann Unterricht nicht gelingen. Das ist eigentlich auch nicht strittig, die Frage ist nur, wie diese Einsicht Wirklichkeit werden und auf Dauer gestellt werden kann. (...)