Mobbing

Was ist Mobbing

Mobbing ist eine subtile Form der Gewalt, die in in allen Bereichen des privaten und gesellschaftlichen Lebens vorkommt: In der Nachbarschaft, in der Arbeitswelt, in der Schule, in Organisationen und Verbänden.

Der Begriff Mobbing stammt aus dem Englischen und bedeutet anpöbeln, fertigmachen (mob = Pöbel, mobbish = pöbelhaft). In der Wissenschaft wird Mobbing als systematischer und wiederholter Angriff auf die psychische oder physische Integrität verstanden, mit dem Ziel, den Betroffenen auszugrenzen und zu isolieren. Mobbinghandlungen vollziehen sich über einen längeren Zeitraum und unterscheiden sich dadurch von einmaligen Handlungen. Mobbinghandlungen können verbal oder körperlich oder auch indirekt manipulativ sein. Ein zentrales Merkmal von Mobbing besteht darin, dass sich die Angriffe auf wenige Opfer konzentrieren (Schuster: 2007, S. 87).

Die Schwierigkeit, Mobbinghandlungen präzise zu fassen, liegt u.a. darin, dass der Begriff Mobbing unterschiedlich definiert wird und dass von den Betroffenen jede Handlung als feindselig eingestuft werden kann, wenn sie subjektiv als solche empfunden wird. Glasl (2004, S. 90) sieht Mobbing auch als Teil eines Konfliktgeschehens, für das typisch ist, dass der Konflikt „kalt und verdeckt“ eskaliert und dadurch erst sehr spät wahrgenommen wird. Das Mobbingopfer sieht sich von einer ganzen Gruppe (mit unterschiedlicher Rollenverteilung) angefeindet und bedroht. Wie Untersuchungen zeigen, findet Mobbing in der Schule nicht nur unter Schülerinnen und Schülern statt, sondern auf allen Ebenen, also auch zwischen Lehrkräften, Eltern und der Schulleitung.

Bullying Der Begriff „Bullying“ (engl. tyrannisieren) wird unterschiedlich interpretiert. Bullying wird öfter als Synonym für „Mobbing“ verwendet. Insbesondere in Großbritannien und Irland verwendet man den Begriff „bullying“ anstelle von „mobbing“. Bullying steht auch für ein weniger subtiles Verhalten als Mobbing, wobei körperliche Gewalt oder deren Androhung eine prominentere Rolle spielt als beim Mobbing, das eher psychologisch als physisch betrieben wird. Einige deutschsprachige Autoren verwenden deshalb den Begriff „Bullying“ für Mobbing unter Kindern und Jugendlichen in der Schule in bewusster Abgrenzung zum Mobbingbegriff.
www.wikipedia.org

Wie verbreitet ist Mobbing?

Mobbing geschieht vor allem in „Zwangsgemeinschaften“ wie der Arbeitswelt, Schule, Ausbildungseinrichtungen o.ä., denn diese Bereiche können nicht ohne weiteres verlassen werden (vgl. www.mobbing.de). In freiwilligen Zusammenschlüssen wie Sportvereinen oder Freizeitclubs taucht Mobbing weniger auf, ganz einfach deshalb, weil sich Menschen, die sich nicht akzeptiert fühlen, einen anderen Verein oder ein anderes Hobby suchen können.

Die Angaben der von Mobbing Betroffenen schwanken sehr stark und sind von den jeweils verwendeten Kriterien abhängig. Wissenschaftliche Untersuchungen gehen davon aus, dass ca. fünf Prozent der Schülerinnen und Schüler in der Schule (im Sinne der obigen Definition) gemobbt werden (Schuster 2007, S. 88).

Merkmale des Mobbing

  • Negative Handlungen durch eine oder mehrere Personen, die wiederholt (mindestens zwei bis drei Episoden im Monat) und über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten hinweg erfolgen;
  • diese Handlungen finden innerhalb einer Beziehung (die Personen kennen sich) statt und werden mit Schädigungsabsicht durchgeführt;
  • es liegt ein Machtungleichgewicht vor, d.h. die angegriffene Person sieht sich nicht (mehr) in der Lage, sich zu wehren.

Vgl. Dan Olweus: Gewalt in der Schule. Was Lehrer und Eltern wissen sollten – und tun können. Bern 2007.

Mobbing am Arbeitsplatz
Es gibt kaum aktuelle repräsentative Erhebungen über Mobbing. Unter den Arbeitnehmern der EU gaben im Jahre 2001 8 Prozent, d.h. 12 Millionen Personen, an, in den letzten zwölf Monaten an ihrem Arbeitsplatz Mobbing ausgesetzt gewesen zu sein. Dabei ist von einer wesentlich höheren Dunkelziffer auszugehen. Zum Vergleich: vier Prozent fühlten sich europaweit physischer Gewalt, zwei Prozent sexueller Belästigung am Arbeitsplatz ausgesetzt. Dies geht aus dem Bericht des Europäischen Parlaments über Mobbing am Arbeitsplatz von 2001 hervor.

Der 2003 veröffentlichte „Mobbing-Report“, eine Repräsentativ-Studie für Deutschland (Meschkutat/Stackelbeck/Langenhoff 2003), vermittelt einen Eindruck von der Dimension des Problems. Für Ende 2000 stellt der Mobbing-Report eine aktuelle Mobbingquote der Erwerbstätigen von 2,7 Prozent fest. Dies bedeutet, dass zum Zeitpunkt der Befragung aktuell 530.000 Personen in Betrieben gemobbt wurden. Die Mobbingquote auf das gesamte Jahr 2000 bezogen betrug 5,5 Prozent, dies besagt, dass insgesamt 5,5 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung im Laufe des Jahres 2000 von Mobbing betroffen waren. Das ganze Ausmaß von Mobbing offenbart sich jedoch erst, wenn auch diejenigen, die in der Vergangenheit am Arbeitsplatz gemobbt wurden, hinzugezählt werden. Dann ergibt sich eine Betroffenheitsquote von 11,3 Prozent. Jede neunte Person im erwerbsfähigen Alter wurde (mindestens einmal) im Verlauf ihres Erwerbslebens gemobbt.

Ist Mobbing also ein „Volkssport“ geworden? Um diese Frage beantworten zu können, müssen noch einige empirische Ergebnisse aufgegriffen werden. So sind etwa Frauen von Mobbinghandlungen stärker betroffen als Männer. Ihr Mobbingrisiko liegt um 75 Prozent höher. Die Ursachen hierfür werden in geschlechtshierarchischen Einflüssen vermutet, sowie in einer weniger etablierten Stellung in Organisationen oder in weniger abgesicherten Arbeitsverhältnissen. Ein erhöhtes Mobbingrisiko trägt auch die Altersgruppe unter 25 Jahren. Junge Beschäftigte, die erst kurze Zeit im Betrieb sind, machen die meisten Erfahrungen mit Mobbing.

Nicht alle Berufsgruppen sind gleich betroffen. Von allen untersuchten Berufsgruppen tragen die sozialen Berufe (mit einem Risiko-Faktor von 2,8) das höchste Mobbingrisiko. Damit ist das Risiko, gemobbt zu werden, in dieser Berufsgruppe fast drei Mal so hoch wie beim Durchschnitt der Beschäftigten. Gefolgt werden sie vom Verkaufspersonal (2,0), von Bank-, Bausparkassen-, und Versicherungsfachleuten (2,0), Technikern (1,8) und den übrigen Gesundheitsdienstberufen (1,8). Offensichtlich kann das berufliche Know-How der sozialen Berufe über Kommunikationsprozesse nicht nur konstruktiv, sondern auch destruktiv verwendet wer­den. Landwirtschaftliche Berufe weisen dagegen die niedrigste Mobbingrate auf.In etwas mehr als der Hälfte der Fälle (51 %) geht die Mobbinghandlung ausschließlich vom Vorgesetzten aus, bzw. findet unter Mitwirkung des Vorgesetzten statt.

Mobbinghandlungen
Aktive und körperliche Mobbinghandlungen

  • Körperliche Gewalt in unterschiedlichem Ausmaß;
  • Erpressung von sogenannten Schutzgeldern;
  • Diebstahl oder die Beschädigung von Gegenständen des Opfers;
  • Zerstören von im Unterricht erarbeiteten Materialien;
  • Beschädigen und Stehlen von Kleidungsstücken und Schulmaterial;
  • Knuffen und Schlagen auf dem Pausenhof und in den Gängen;
  • Sexuelle Belästigungen.

Passive und psychische Mobbinghandlungen

  • Ausgrenzen von Schülerinnen und Schülern aus der Schulgemeinschaft;
  • Zurückhalten wichtiger Informationen;
  • Auslachen;
  • verletzende Bemerkungen;
  • ungerechtfertigte Anschuldigungen;
  • Erfinden von Gerüchten und Geschichten über den Betroffenen;
  • Verpetzen;
  • Androhung von körperlicher Gewalt;
  • Ignorieren und schneiden des Opfers (stummes Mobbing).

Mobbing in der Schule
Die Opferzahlen für Mobbing in der Schule gehen weit auseinander. Bei Berücksichtigung aller Kriterien der Mobbingdefinition kann von einer aktuellen Mobbingrate von 5-10 Prozent ausgegangen werden. Dies bedeutet, dass in jeder Schulklasse mindestens eine Schülerin bzw. ein Schüler als Mobbingopfer zu finden ist (Schuster 2007, S. 86; Dunkel 2004).

Das LBS-Kinderbarometer (2007, S. 189 ff.) fragt nach der Häufigkeit verschiedener Bullying-Aspekte der Klassen 4 bis 7 innerhalb einer Woche und kommt zu folgenden Ergebnissen, bei denen zu berücksichtigen ist, dass es sich um Selbstaussagen handelt und dass das Langzeitkriterium (mindestens ein halbes Jahr andauernd) nicht einbezogen wurde, sondern nur auf die Vorkommnisse der Vorwoche eingegangen wird:

  • Fast ein Fünftel der Kinder wurde im Verlauf der Woche vor der Befragung von anderen Kindern bloßgestellt.
  • Jedes dritte Kind wurde beleidigt oder gehänselt.
  • Vier Prozent der Kinder erlebten alle drei Aspekte mindestens zweimal in der letzten Woche.
  • Schimpfwörter, ausgrenzendes Verhalten oder Auslachen führen am häufigsten dazu, dass Kinder sich beleidigt, gehänselt oder bloßgestellt fühlen. Häufig (bei 21 Prozent) wird auf körperliche Merkmale Bezug genommen.
  • Jungen reagieren stärker auf Schimpfwörter und gewalttätige
    Provokationen, Mädchen eher auf Ausgrenzen und Auslachen.
  • Kinder, die häufiger Opfer von Bullying werden, sind selbst im Gegenzug auch häufiger Täter (bzw. umgekehrt). Bullying ist in den meisten Fällen also ein Prozess, der sich hochschaukelt und bei dem Opfer und Täter nicht unbedingt klar zu trennen sind.
  • Das Wohlbefinden der Kinder insbesondere in der Schule ist merklich davon abhängig, inwieweit sie von diesen Bullying­Aspekten betroffen sind.
  • Kinder mit Migrationshintergrund sowie von arbeitslosen Eltern sind häufiger Opfer und Täter von Bullying.
  • Jedes fünfte Kind fühlte sich in der Woche vor der Befragung von Lehrkräften blamiert. Je älter die Kinder werden, desto häufiger fühlen sie sich durch Lehrkräfte blamiert.

Mobbing an Schulen

Ein Projekt von:

Wir stärken Dich e. V.
Gartenstraße 2 -
74372 Sersheim
Tel. 07042 32035

E-Mail: info(at)wir-staerken-dich.org
Internet: www.wir-staerken-dich.org

In Zusammenarbeit:

Berghof Foundation Operations GmbH
Lindenstraße 34 - 10969 Berlin
Telefon: +49 (30) 844 154-0
info[at]berghof-foundation[dot]org
Internet: www.berghof-foundation.org

Search

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.