Zivilcourage lernen

Umsetzung

Schulische und außerschulische Arbeit kann – wie oben gezeigt – in vielfältiger Weise Zivilcourage ermutigen und fördern. Dies ge schieht u.a. durch Lernarrangements und Alltagssituationen, die helfen, Problemsituationen wahrzunehmen, gesellschaftliche Entwicklungen zu reflektieren, Empathie zu fördern, das Gewissen im Sinne demokratischer Werte zu schärfen, Selbstbewusstein gegen Autoritäten und Führer zu stärken und Gruppendruck zu widerstehen. Schule ist so ein Ort der Reflexion und Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Meinungen und Verhaltensweisen und motiviert und begleitet zivilcouragiertes Verhalten. Von besonderer Bedeutung ist dabei der Vorbildcharakter der Lehrkräfte.

Da hierbei Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler gleichermaßen als Lernende zu betrachten sind, sind die Materialien (M1-M17) für Lernprozesse beider Gruppen relevant. Lernziele sind dabei Diskriminierung, Unrecht und Gewalt zu erkennen, Wissen über Handlungsmöglichkeiten in spezifischen Situationen zu erwerben, die eigenen Reaktionsfähigkeiten und -möglichkeiten realistisch einschätzen zu lernen sowie mit fördernden und hindernden Be­dingungen für Zivilcourage umgehen zu lernen.

1. Wissen über Zivilcourage
M1-M5 ermöglichen eine Auseinandersetzung damit, was Zivilcourage ausmacht, sowie welche Einflussbereiche zu zivilcou­ragiertem Handeln führen können. In Kleingruppen (M3) kön­nen wesentliche Faktoren benannt und diskutiert werden. Die Schaubilder (M4, M5) dienen der Systematisierung.

2. Einfluss von Gruppen und Autoritäten (M6, M7)
Zwei Einflussfaktoren, die zivilcouragiertem Verhalten oft ent­gegenstehen, sollen mit Hilfe von M6 und M7 näher untersucht werden: Die Angleichung von Meinungen und Verhaltensweisen in Gruppen sowie der Autoritätsgehorsam. Während das Asch-Experiment (M6) mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern direkt durchgeführt werden kann und somit die Beeinflussbarkeit von Entscheidungen durch Gruppen demonstriert wird, wird das Milgram-Experiment vorgestellt und besprochen. Zur Illustration kann die DVD „Abraham – ein Versuch“ (BRD 1970, ab 16 J.) eingesetzt werden. Herausgearbeitet werden sollte nicht nur, warum Menschen Gehorsamsbereitschaft zeigen, sondern auch warum ca. ein Drittel der Versuchsteilnehmerinnen und -teilneh­mer den Versuch abgebrochen hat.

3. Zivilcouragiertes Handeln in Lernsituationen üben
Eine eher kognitive Auseinandersetzung mit Handlungsmög­lichkeiten wird mit dem Webquest (M8) ermöglicht. Anhand von M9 und M10 können fiktive Handlungen reflektiert (und ggf. als Rollenspiel) durchgespielt werden. M11 ermöglicht eine Aus- einandersetzung mit eigenen Schwierigkeiten oder gar ängsten, andere um einen Gefallen zu bitten. Der Umgang mit „härteren“ Problem- oder gar Gewaltsituationen kann anhand von M12 und M13 reflektiert werden. Auch diese Szenen können in Rollenspielen mit unterschiedlichen Lösungsvarianten nachgespielt werden.Der vom Hessischen Rundfunk mit versteckter Kamera gefilmte Beitrag „Dienstag – Das starke Stück der Woche“ (Bundesrepublik Deutschland 1994) zeigt das Verhalten von Fahrgästen in der Frankfurter U-Bahn während zwei junge Männer in Skin-Montur einen jungen Farbigen belästigen (17 Min, VHS, FSK 12).

Widerspruch Sollten wir ein „freches Maulen“ als Schritt zur Mündigkeit ansehen und uns damit auseinander setzen? Kann ich mich darüber freuen, wenn ein Schüler aus eigenständiger Entscheidung heraus nicht „folgt“ – und kann ich ihm sagen, dass ich seinen Widerspruch akzeptierte? Wann habe ich einer Jugendlichen zum letzten Mal anerkennend zugestimmt, weil sie ungehorsam war?
Kurt Singer: Zivilcourage in der Schule. In: Gerd Meyer u.a. Zivilcourage lernen. Tübingen 2004, S. 139.

4. Von anderen lernen – Vorbilder
Vorbilder für zivilcouragiertes Handeln sind auch in der näheren Umgebung zu finden, wenn man sich aufmacht „Zeitzeugen“ zu spezfischen Ereignissen zu suchen und zu befragen (M14). Als literarische Auseinandersetzung eignet sich u.a. Anna Seghers Roman „Das siebte Kreuz“ (M15). Der Busboykott von Montgo­mery (1955) stellt eine historische Fallstudie dar.

5. Gesellschaftliche und politische Fragen
Manchmal erfordert zivilcouragiertes Handeln auch das be­wusste übertreten bestehender Gesetze (Ziviler Ungehorsam). M17 stellt mit einem Auszug aus dem Essay „über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat“ eine „klassische“ Begründung für Zivilen Ungehorsam vor.

Aus der Reihe tanzen Damit Kinder in der Schule Zivilcourage lernen, muss Kritik erwünscht sein, auch wenn sie sich gegen Lehrer und Lehrplan richtet. Die Jugendlichen sollten in ihrem Denken „aus der Reihe tanzen“, sie sollten in Rede und Schrift ihre Meinung ausdrücken. Sie sollten Freude verspüren, mit ihrer eigenen Intelligenz lustvoll in

Beziehung zu treten, nicht nur mit der des Lehrers. Kurt Singer: Zivilcourage in der Schule. In: Gerd Meyer u.a. Zivilcourage lernen. Tübingen 2004, S. 140.

Zivilcourage

 

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