Während im Schulbereich Sport eher eine untergeordnete Rolle spielt, sind sportliche Aktivitäten im außerschulischen Bereich für Jugendliche von zentraler Bedeutung. Sport kann Mittel und Inhalt von Gewaltprävention sein, betont der Sportsoziologe Gunter A. Pilz (vg. M2). Mittel, indem er Türen öffnet und Menschen verbindet und Inhalt, indem man bestimmte Grundwerte, die im Sport angelegt sind, vermitteln kann. Einer dieser zentralen Werte ist „Fair Play“. Fair Play drückt sich in einer prinzipiellen menschlichen Haltung aus, die sich im achtsamen Verhalten gegenüber sich selbst, gegenüber anderen, aber auch gegenüber der Um- und Mitwelt äußert, so der Inhalt des ersten Grundsatzes für Fair-Play-Erziehung der Canadian Olympic Association (vgl. M4).
Für Lehrkräfte und Eltern
Es lohnt sich, vor dem Hintergrund des „Fair-Play-Ansatzes“ die Ausrichtung und Ziele des Sportunterrichts und von Sportangeboten zu überdenken. Hierzu bieten die Materialien M1 und M2 Möglichkeiten der Auseinandersetzung. Die Bedeutung von Fair Play im Sport und darüberhinaus wird in M3 thematisiert.
Die Grundsätze der Fair-Play-Erziehung (M4) können als Grundlage für die Entwicklung einer eigenen Konzeption dienen, denn FairPlay-Erziehung bezieht sich nicht nur auf sportliche Aktivitäten, sie beinhaltet prinzipielle Einsichten für das Zusammenleben in der Gesellschaft bis in den internationalen Bereich. Das Motto „Fair Play for Fair Life“ verdeutlicht dies (vgl. M14).
Schülerinnen und Schüler sind besonders für einen fairen Umgang miteinander sensibilisiert und mahnen diesen an. Eltern, Lehrkräfte, Jugendleiter und Trainer sollten sich stets bewußt sein, dass sie gerade auch im Sportbereich eine wichtige Vorbildfunktion haben.
Für den Unterricht
Gewalt und weitere Problembereiche
M5-1 beschreibt einen konkreten Gewaltvorfall im Bereich des Jugendfußballs, dessen Aufarbeitung (Sportgericht; Runder Tisch) exemplarisch mit verteilten Rollen (M5-2) gespielt werden kann. Das Ursachenfeld von Gewalt im Fußballsport zeigt M7. Der Rolle von Werbung in diesem Kontext kann mit Hilfe von M6 nachgegangen werden. Weitere Problembereiche weden in M8 thematisiert
Niederlagen und Rituale
Sport zu betreiben bedeutet mit Niederlagen konfrontiert zu werden. M8 bietet hierzu Möglichkeiten der Bearbeitung. Auch Rituale können bei der Verarbeitung von Niederlagen wichtig sein, wenngleich sie noch vielfältige andere Funktionen erfüllen (M10).
Fair Play
Kampfspiele sind besonders bei Jungen beliebt. Wichtig sind dabei die Regeln, die ausgehandelt und eingehalten werden (M11).
Um ein tieferes Verständnis von Fair Play zu entwickeln geht es darum, sich mit fairem und unfairem Verhalten auseinander zu setzen, ein eigenes Verständnis zu formulieren und zu internalisieren (M12). Was Fair Play über den Bereichs des Sports hinaus bedeutet, verdeutlichen M13 und M14.
Für die gesamte Schule
Sport darf nicht durch pädagogische Gesichtspunkte und Aktivitäten überformt werden. Sport ist immer auch Spiel und Spaß an der Bewegung und Auseinandersetzung mit anderen.
- Das Beispiel „Straßenfußball für Toleranz“ (M15) zeigt, wie die weltweit beliebteste Sportart mit veränderten Regeln eine neue Dynamik entfachen kann. Eine besonders attraktive Form der Auseinandersetzung mit Fair Play bietet deshalb die Organisation und Durchführung von Kleinfeld-Fußball-Turnieren nach den Regeln des Straßenfußballs für Toleranz. Die Erfahrungen zeigen, dass hier ein enormes Lernfeld erschlossen werden kann, zumal Mädchen bei Straßenfußball für Toleranz stets gleichberechtigt einbezogen sind (M15, M16).
- Wie Judo und selbst Boxen (für bestimmte Jugendliche) gewaltpräventiv wirken können verdeutlichen die Beispiele in M17 und M18. Der Box-Club Nordend (M18) wurde 2008 für seinen Ansatz mit zwei Präventionspreisen ausgezeichnet.
- Sport kann selbst in einem der schwierigsten Konflikte unserer Zeit, dem Nahost-Konflikt, Kontakte ermöglicht und Verbindendes aufbauen. Dies zeigt eindrucksvoll das Projekt „Twinned Peace Sport Schools“ des Peres Center for Peace in Israel (M19).
Regeln verändern Die FIFA-Regeln geben einen verbindlichen Rahmen vor, um auf der ganzen Welt Fußball spielen zu können. Diese Verbindlichkeit schafft Vertrauen der beiden Teams. Doch die Grundregeln können unter (pädagogischen) Gesichtspunkten verändert werden. Dabei handelt es sich im Kern um spezifische Interaktionsregeln mit ethischem Hintergrund und Sinn, nicht um taktische oder technische Regeln.
Uli Jäger: Fußball für Frieden und Entwicklung. In: Uli Jäger/Nadine Heptner (Red.): Fußball für Frieden und Entwicklung. Tübingen 2009, S. 7.