Die Ursachen für Mobbing sind vielfältig und als Geflecht unterschiedlicher Einflussfaktoren zu verstehen. Mobbing ist jedoch immer ein Hinweis auf ungelöste Probleme und Konflikte und auf gestörte Kommunikation. Auf der personalen Ebene spielen u.a. Angst, Stress, Konkurrenzdruck und Neid eine Rolle. Mobbing ist auch eine Waffe im Konkurrenzkampf und Wettstreit. Tritt Mobbing auf, so kann dies als Versagen der „Führungskraft“ bewertet werden. Lehrkräfte und Schulleitung haben bestehende Spannungen und Probleme offensichtlich nicht richtig wahrgenommen und konnten sie nicht ausreichend bearbeiten.
Untersuchungen aus der Arbeitswelt sehen die Ursachen von Mobbing in Mängeln der Arbeitsorganisation, der internen Information und Betriebsführung, sowie in Mängeln im Führungsverhalten (z.B. fehlende Gesprächsbereitschaft und mangelndes Konfliktmanagement).
Doch auch makroökonomische Faktoren spielen eine Rolle. Ungünstige wirtschaftliche Entwicklungen, verbunden mit Personalabbau verstärken den Konkurrenzdruck. Die zunehmende Zahl von befristeten Verträgen und die zunehmend unsicheren Arbeitsverhältnisse – vor allem für Frauen – würden günstige Voraussetzungen für unterschiedliche Formen von Mobbing schaffen, meint der bereits oben erwähnte Bericht des Europäischen Parlaments.
Folgen von Mobbing
Deutliche Warnzeichen dafür, dass Kinder gemobbt werden, können sein:
- die Kinder wollen nicht mehr allein in die Schule gehen;
- die Kinder möchten gar nicht mehr in die Schule;
- häufiges Klagen über Kopfschmerzen;
- die Leistungen lassen rapide nach;
- psychosomatische Symptome;
- zunehmende Isolation;
- verschwindendes Selbstbewusstsein und sinkendes Selbstwertgefühl.
Die Folgen und Auswirkungen des Mobbings auf das Opfer liegen im physischen Bereich (z.B. Erkrankungen), psychischen Bereich (z.B. Zerstörung des Selbstbewusstsseins) und im Bereich psychosomatischer Reaktionen (Alpträume, Schlafstörungen). Hinzukommen können Reaktionen wie Unkonzentriertheit, Vermeidungsverhalten, Rückzug aus sozialen Kontakten usw.
Mobbingopfer verlieren so ihre Arbeits- und Lernmotivation, entwickeln Misstrauen, Nervosität und Verunsicherung.
In der Arbeitswelt (also auch bei gemobbten Lehrkräften) erkranken über 40 Prozent der Mobbingopfer in Folge von Mobbing. Viele haben darüber hinaus mit arbeitsrechtlichen Schritten wie Versetzungen bis zum Verlust des Arbeitsplatzes zu kämpfen – diese Schritte betreffen häufiger die Opfer als die Verursacher des Mobbings.
Schulen sind mit krankheitsbedingten Ausfällen von Lehrkräften, Frühverrentung und massiven Qualitätseinbußen konfrontiert. Materielle Kosten entstehen im Gesundheitsbereich durch medizinische Betreuung, Therapien und Rehabilitationsmaßnahmen. Die Kosten eines Mobbingfalles in einem Betrieb werden (je nach Beruf und Stellung) auf 15.000-50.000 Euro pro Jahr geschätzt. Die Höhe des volkswirtschaftlichen Schadens durch Mobbing wird (unter Berücksichtigung aller Probleme, die solche Schätzungen mit sich bringen) für Deutschland mit bis zu 15 Mrd. Euro pro Jahr angegeben (vgl. Wolmerath 2004).
Der Hinweis auf diese materielle Seite zeigt: Maßnahmen gegen Mobbing, die Etablierung eines effektiven Konfliktmanagement-Systems sowie die konstruktive Konfliktbearbeitung zahlen sich für alle – auch materiell – aus.
Einschätzung der Schulkultur durch die Mobbingtäter
Schüler, die andere mobben, schätzen das Lehrerverhalten negativer ein als Schüler, die nicht mobben.
Zum Beispiel stimmen sie häufiger zu, dass Lehrer bestimmte Schüler bevorzugen oder benachteiligen.
Das Schulklima wird vor allem von den Mehrfachtätern im Vergleich zu den Nichttätern und Einmaltätern negativer eingeschätzt.
Es finden sich bedeutsame Unterschiede in der Einschätzung des Schülersozialklimas. Der Umgang der Schüler miteinander wird von den Mobbingtätern negativer eingeschätzt.
Mobbingtäter sind weniger zufrieden mit Ihren Schulleistungen, haben deutlich weniger Lust auf Schule als Nicht-Täter. Mehrfache Täter fühlen sich nicht besonders mit der Schule verbunden und sind weniger zufrieden mit der Schule als Nicht- und Einmaltäter.
DAK-Zentrale: DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“.
Mobbing und Gewalt an Schulen – Hintergrundinformationen zur Schülerbefragung der Leuphata Universität
Lüneburg. Hamburg 2009, S. 8. www.dak.de
Schulverantwortung
- Auf die Frage: „Wird Ihrer Meinung nach von Seiten der Schule genug unternommen, um Schülerinnen und Schüler vor direktem Mobbing zu schützen?“ antworteten 60 % der befragten Lehrkräfte mit „Nein“.
- Auf die Frage: „Gibt es von Ihrer Schulleitung klare Vorgaben für Lehrkräfte bezüglich der Anwendung von Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen bei direktem Mobbing von Schülern?“ antworteten 70% der befragten Lehrkräfte mit „Nein“. Vgl. Reinhold S. Jäger/Uwe Fischer/Julia Riebel:
Mobbing bei Schülerinnen und Schülern der Bundesrepublik Deutschland. Die Sicht von Lehrkräften – eine Erkundungsstudie. Landau 2007, S. 14.