Die „gute“ Qualität der Einrichtung

Expertinnen und Experten sind sich einig: Wenn eine Einrichtung etwas gegen Gewalt unternehmen will, muss sie Organisationsentwicklung betreiben, denn – so eines der wichtigsten Ergebnisse der Gewaltforschung – eine „gute Schule“ wirkt gewaltpräventiv (Schubarth 2010). Dasselbe dürfte auch für den Bereich der Vorschule gelten: Eine gute Qualität der Einrichtung wirkt gewaltpräventiv. Einzelne isolierte Programme zeigen kaum Effekte, solange sie nicht Bestandteil umfassender sog. multimodaler Ansätze sind (Scheithauer 2012, S. 96).

Gewaltprävention Vorschule und KindergartenIn der Praxis zeigt sich, dass die fachliche Qualität und das soziale Miteinander durch die Herausbildung eines sog. „Ethos“ der Einrichtung begleitet werden muss. Ein solches Ethos ist etwas anderes als ein verordneter Verhaltenskatalog. Es besteht aus von allen getragenen Überzeugungen und Einstellungen, wie die Einrichtung sein soll und was die Voraussetzungen des Zusammenlebens dort sind, denn jede Einrichtung benötigt eine Identität (Wer sind wir? Was wollen wir? Was steht bei uns im Mittelpunkt? Was sind unsere Stärken? ...). Auf die Wichtigkeit eines solchen Ethos weist auch die Organisationsentwicklungsforschung hin. Gerade bei sozialen Organisationen im Vorschulbereich geht es nicht nur um Rationalität von Abläufen und Funktionalität von Strukturen, sondern eben immer auch um Sinngebung und Sinngestaltung, da Organisationen auch eine geistig­kulturelle Dimension umfassen (vgl. Epstein 2007, S. 101 ff.).

Sprachentwicklung und Früherkennung
Die frühe Sprachentwicklung stellt eine Art Alarmsystem für den Gesamtentwicklungsstand eines Kindes dar. Um Entwicklungsstörungen unter-schiedlicher Art frühzeitig erkennen zu können, ist es daher erforderlich, die frühe Sprachentwicklung insbesondere im Alter von ein bis drei Jahren besonders sorgfältig zu beobachten und Sprachverzögerungen bereits in diesem Alter ernst zu nehmen. Bielefelder Institut.

 

Fragen an eine Tagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren

  • Sind vielfältige Erfahrungen mit allen Sinnen möglich?
  • Bekommt das Kind Möglichkeiten zur selbständigen Bewegungsentwicklung?
  • Bietet die Kita dem Alter entsprechende Räume und Materialien an?
  • Beobachten und dokumentieren die Erzieherinnen und Erzieher systematisch die Interessen und Entwicklungsfortschritte jedes Kindes?
  • Gibt es eine Eingewöhnung im individuellen Tempo des Kindes und in Begleitung eines Elternteiles?
  • Beachten die Erzieherinnen bei der Pflege die Signale des Kindes und greifen sie diese einfühlsam auf?
  • Gibt es gleichaltrige Spielpartner sowie Kontakte zu größeren und kleineren Kindern?
  • Hat das Kind jederzeit vertraute Personen – Kinder und Erzieherinnen – um sich?
  • Werden Eltern als Erziehungspartner von der Kita akzeptiert?
  • Wird ein soziales Netzwerk für Kinder, Eltern und Einrichtung geschaffen?

 

Der Hirnforscher Gerald Hüther formuliert diesen Zusammenhang so: „Der Geist, der in einer Einrichtung oder Gemeinschaft herrscht, bestimmt darüber, welche Erfahrungen die Menschen in dieser Gemeinschaft machen können. Und die Erfahrung, die sie dort machen, bestimmt ihre innere Haltung, die sie entwickeln. Und diese Haltung bestimmt ihr Verhalten“ (Hüther in SWR 2011, S. 7).

 

Eine lernfreundliche Umgebung
Eine inklusive, lernfreundliche Umgebung, basierend auf gemeinsamen Werten und Visionen

  • schließt alle Kinder ein: Mädchen und Jungen; Kinder mit unterschiedlichem kulturellen und sprachlichen Hintergrund; behinderte Kinder und solche mit spezifischen Lernbedürfnissen.
  • ist sicher: alle Kinder sind vor Leid, Gewalt und Missbrauch geschützt.
  • ist kultursensitiv, greift Unterschiede positiv auf und stimuliert alle Kinder, zu lernen.
  • fördert Partizipation, Kooperation, gegenseitige Fürsorge, Selbstachtung und Vertrauen.
  • fördert einen gesunden Lebensstil und lebenspraktische Kompetenzen.
  • fördert die zunehmende Verantwortungsübernahme der Kinder für ihre Lern-prozesse.
  • fördert Gelegenheiten für Fachkräfte, selbst zu lernen und davon zu profitieren.
  • stellt die Gleichberechtigung der Geschlechter und Nichtdiskriminierung sicher.
  • bezieht Familien, Fachkräfte und Gemeinschaften in die Lernprozesse der Kinder ein.
  • UNESCO Bangkok: Embracing Diversity: Toolkit for

 

Kinder brauchen drei Dinge, damit sie wachsen können, meint Elena Riegel (2009):

  • eine gute Gemeinschaft, in der sie sich aufgehoben fühlen
  • Aufgaben, an denen sie wachsen können sowie
  • Anerkennung und Respekt.

Alle Bemühungen, die in diese Richtung gehen, leben letztlich von der Glaubwürdigkeit, der Überzeugungskraft und der Beziehungsfähigkeit der Beteiligten wie Fachkräfte und Eltern, denn Kinder brauchen glaubwürdige Vorbilder und Menschen, mit denen sie sich identifizieren können.

Eine gute Einrichtung benötigt deshalb auch eine angemessene materielle und räumliche Ausstattung, qualifiziertes Personal, ein Umfeld, das diese Bemühungen stützt und fördert und durch ausreichende Ressourcen erst ermöglicht.

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