Den Begriff Gewalt für das Verhalten von Kindern im Vorschulalter zu verwenden, ist für viele Fachleute problematisch (vgl. Sommerfeld 2007, S. 80). Zum einen sind Kinder primär Opfer von Gewalt der Erwachsenen und aus diesen Erfahrungen heraus können sich vielfältige aggressive Verhaltensweisen entwickeln. Zum anderen ist das Vorschulalter eine Phase, in der soziale Verhaltensweisen gelernt werden und sich gleichzeitig das Ich-Bewusstsein entwickelt.
Gewalt ist ein Phänomen, das nicht klar definiert und abgegrenzt ist, weder in der Wissenschaft noch im Alltag. In der öffentlichen Diskussion werden oft verschiedene Dinge gleichzeitig als Gewalt bezeichnet: Beschimpfungen, Beleidigungen, Mobbing, Gewaltkriminalität (Raub- und Morddelikte), Vandalismus, gewalttätige Ausschreitungen bei Massenveranstaltungen, fremdenfeindliche Gewalt gegen Menschen usw.
Gewalt ist nicht einfach destruktives und verletzendes Verhalten, sondern kann gerade bei Kindern auch unter dem Aspekt von Kommunikation und Interaktion betrachtet werden. Welche Botschaften werden in diesem Verhalten sichtbar, welche Aufgaben und Funktionen erfüllt das Verhalten? Auf diesen Aspekt weist besonders die Human-ethnologie hin und sieht als spezifische Funktionen von Gewalt (vgl. Eibl-Eibesfeld 1984, S. 549):
Auch im Kontext von Aggression und Gewalt ist die Suche nach einfachen Erklärungsweisen (Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen) zwar verständlich, aber nicht realisierbar. Deshalb wird heute in der Forschung von Risikofaktoren gesprochen, die sich verdichten, kumulieren und aufschaukeln können (vgl. Kap. 3.1).
Für die Praxis der Gewaltprävention ist es jenseits aller wissenschaftlichen Debatten zunächst sinnvoll und auch gut begründet, davon auszugehen, dass