Der Verkauf von Kriegsspielzeug erlebt seit einigen Jahren einen neuen Boom. 3sat.online berichtete 2009 unter dem Titel „Die Rückkehr des Kriegsspielzeugs“, dass Minipanzer und Soldaten die Kinderzimmer erobern würden (vgl. Billing/Meyer 2009).
Ein neuer „Rüstungswettlauf“ hätte begonnen – und kaum einer hätte etwas gemerkt. Kampfhubschrauber, Panzer und Panzerspähwagen würden Einzug in deutsche Kinderzimmer halten. Der Umsatz an Kriegsspielzeug würde rasant steigen.
Das Spiel mit solchem Gerät wird, trotz Verunsicherung vieler Eltern, oft als unproblematisch, ja sogar als positiv bewertet (vgl. Hartmann 2007). Kriegs- und Gewaltspielzeug ist ein geschlechtsspezifisches Phänomen, denn es sind hauptsächlich Jungen, die damit spielen und männliche Werte, die damit transportiert werden. Kriegs- und Gewaltspielzeug übt auf sie eine eigenartige Faszination aus.
Weihnachtslied
Morgen kommt der Weihnachtsmann,
Kommt mit seinen Gaben.
Trommel, Pfeife und Gewehr,
Fahn und Säbel und noch mehr,
Ja ein ganzes Kriegesheer,
Möcht‘ ich gerne haben.Bring‘ uns lieber Weihnachtsmann,
Bring‘ auch morgen, bringe Musketier und Grenadier,
Zottelbär und Panthertier, Roß und Esel, Schaf und Stier,
Lauter schöne Dinge.(Hoffmann von Fallersleben 1840)
Kinderspiel
Die Tatsache, dass alle Kinder in allen Kulturen und Lebenslagen spielen, kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass das Spielbedürfnis zu der Grundausstattung des Menschen gehört. Es hängt offenbar mit seinem Erkundungstrieb, mit seiner unendlichen Neugier und mit seiner Lust, die Welt zu gestalten und zu verändern, zusammen (vgl. Flitner 2011).
Kinderspiel ist entwicklungspsychologisch gesehen für das Heran-wachsen des Kindes von besonderer Bedeutung. Spiel ist jedoch nicht nur ein Naturphänomen, sondern auch Teil der Kultur (vgl. Lewe 2009). Es war immer Teil des geselligen Umgangs oder auch von religiösen Handlungen. Susanne Graschke (2011) weist darauf hin, dass Kultur-wissenschaftler im unstrukturierten Kinderspiel die Vorstufe zu den späteren kulturellen Leistungen Erwachsener sehen. Springen und Herumtoben würden zu Tanz und Sport, aus dem Spiel mit Bauklötzen würden Kunst und Architektur erwachsen. Rollenspiele seien Vorgänger von Literatur und Theater. Kinder übersetzen im Spiel bestimmte Züge der Erwachsenenwelt in ihre eigene Sprache. An ihren Spielen kann man ablesen, welche Teile des Erwachsenenlebens für sie besonders wichtig sind.
Der Reiz des Spiels liegt für Kinder offenbar darin, im Spiel völlig selbst bestimmen zu können und nicht an den Maßstäben und Ansprüchen der Erwachsenen gemessen zu werden. Sie stellen hier eigene Regeln auf, können in andere Rollen schlüpfen und in eine Phantasiewelt eintauchen, die sich nur den Spielern öffnet.
Dabei kommt auch der Suche nach Spannungsmomenten eine wichtige Rolle zu und schließlich geht es in Spielen auch um die Bewältigung von wichtigen Problemen und Themen, also um ein tiefenseelisches Geschehen, das im Spiel bearbeitet und entwickelt wird. Selbstbestimmung, Suche nach Spannung und Erregung sowie Bearbeitung und Bewältigung von Problemen sind also zentrale Elemente kindlichen Spiels (vgl. Flitner 1994).
Mit der Herausbildung der Kindheit als eigenem Lebensabschnitt im heutigen Sinne, die Aries (1998) nach und nach ab dem 17. Jahrhundert beschreibt, wurden auch spezifische Gegenstände als Spielzeug für Kinder entwickelt. Wobei Kinder aus eigener Motivation heraus mit allen vorfindbaren Materialien spielen und gestalten. Walter Benjamin (1969) formulierte die Erkenntnis, dass das Spiel die Bedeutung des Spielzeugs bestimmt und nicht umgekehrt.
Spiel und Spielzeug können heute nicht allein unter pädagogischen Gesichtspunkten betrachtet werden. Sie sind inzwischen weitgehend kommerzialisiert und werden als Massenmarkt gesehen, den es zu bedienen gilt, wobei die Medien die Trends vorgeben.
Waffen als Symbol
Waffen sowie deren Nachbildungen und mediale Darstellung wurden im Laufe der Geschichte zu Symbolen für Status, Macht und Kampfkraft. Sie hatten und haben häufig auch rituellen und religiösen Charakter, der eng mit Allmacht und Entscheidungsmöglichkeiten über Leben und Tod zusammenhing. Nicht nur Staaten, sondern ganze Imperien beruhten (und beruhen) auf der Verfügbarkeit, Androhung und Anwendung von Waffengewalt. Demokratien gründen auf dem Gewaltmonopol des Staates, das rechtsstaatlich kontrolliert und demokratisch legitimiert sein muss.
Das Gewaltmonopol des Staates und die Durchsetzung der Interessen des Staates bringen es mit sich, dass Handlungen, die im zivilen Bereich der Gesellschaft verboten und unerwünscht sind, im militärischen Bereich auf Anordnung des Staates eingeübt und eingesetzt werden müssen. In diesem Kontext werden nicht Waffen, sondern die Legalität oder Illegalität ihres Besitzes und Einsatzes als Problem gesehen.
Die Bewaffnung der Bürger und das Tragen von Waffen wird in Demokratien unterschiedlich gehandhabt und bewertet. Während in Europa private Waffen prinzipiell verboten und Ausnahmen gesetzlich geregelt sind, besteht in den USA das prinzipielle Recht der Bürgerinnen und Bürger, Waffen zum Selbstschutz zu tragen. In der Schweiz befinden sich sogar (obwohl heftig diskutiert) Kriegswaffen auch im privaten Besitz wehrfähiger Männer.