Mit Konflikten gut umzugehen, betrifft nicht nur das Verhältnis zwischen den Kindern, sondern bezieht die pädagogischen Kräfte, die Eltern und die Träger mit ein. Auch strukturelle Gegebenheiten, wie z. B. mangelnde personelle Ausstattung, können Konflikte begünstigen. Oft ist es sinnvoll, sich zu vergewissern, wie bislang Konflikte wahrgenommen und ausgetragen wurden, welches Instrumentarium hierfür ange-wendet wurde und wie den Kindern Konfliktkompetenz vermittelt wird.
Sich selbst und das Konfliktgeschehen kennen
Um in Problem-, Stress- und Konfliktsituationen gut agieren zu können, ist eine gewisse Selbstkompetenz wichtig. Hierzu gehört auch, die eigene Rolle in einem Konflikt sehen zu können. Wichtig ist auch, sich klarzumachen, wann man selbst unter Stress kommt und was einem hilft, sich wieder zu beruhigen. Mit Hilfe von M1 können zentrale Aspekte und Sichtweisen hierzu ausgetauscht werden.
Kommunikation als Schlüssel zur Konfliktbearbeitung
Eine gute, verstehende und akzeptierende Kommunikation (ob verbal oder nonverbal) ist der Schlüssel zur Konfliktbearbeitung. M2 zeigt, was Kommunikation gelingen lässt und M3 vermittelt die Grundbegriffe der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg.
Ein zweiter zentraler Bereich ist das Wissen darüber, was Konflikte anheizt, also eskalieren lässt und was zu ihrer Abkühlung beiträgt. Aus den Auflistungen von M4 können gemeinsam (in Gruppenarbeit) die besonders wichtigen Punkte identifiziert werden. Dabei ist es auch wichtig, sog. „Points of no return“ bei Konflikten zu kennen. Hierzu zählen z. B. das Bloßstellen (der Gesichtsverlust) des anderen sowie der Einsatz von Ultimaten („Wenn Du nicht sofort ..., dann ...). Beides sind zentrale „Anheizer“ des Konfliktgeschehens.
Umgangsweisen und Lösungen
Um Konflikte bearbeiten zu können, sollte man die Motive der Kinder für Konflikte kennen (M5). Mit Hilfe von M6 können Möglichkeiten erarbeitet werden, wie Alltagskonflikte schnell zu lösen sind. Hierbei spielen Regeln, die gemeinsam erarbeitet werden, eine wichtige Rolle. Ebenso wichtig ist es, Vorgehensweisen und Rituale für schwierigere Konflikte zu kennen und anwenden zu können. M7 (Das Palaverzelt) zeigt eine Adaption für Kinder aus dem Bereich der Mediation. Immer bleibt die Frage zu beantworten, „Wem der Konflikt eigentlich gehört“ (sog. Ownership), wer ihn also auch bearbeiten sollte.
Konfliktkompetenz vermitteln
Neben der Intervention und Bearbeitung von Konflikten geht es im Kindergarten auch wesentlich darum, bei Erwachsenen und Kindern Konfliktkompetenz aufzubauen, also präventiv zu arbeiten.
Ein zentraler Lernbereich für Kinder ist dabei, eigene und fremde Gefühle (zunehmend) richtig erkennen und ausdrücken zu können. M10 (Gefühle lesen) und M11 (Wetterscheibe) bieten hier einen ersten Zugang. Ein unerschöpflicher Schatz von Konfliktgeschichten bieten Kinderbücher. Auf eine kleine Auswahl verweist M9. Diese Geschichten können nicht nur vorgelesen und besprochen, sondern auch unterbrochen und weitergespielt werden. Selbst nach Lösungen für die dargestellten Probleme zu suchen, fördert Lösungskompetenzen. Die Identifikation mit oder Einfühlung in die Protagonisten („Wie würde es Dir in dieser Situation gehen? Was würdest Du jetzt machen?“) unterstützt die Empathiefähigkeit.
Die Bildergeschichten von M12 und M13 bieten hierfür exemplarische Beispiele. Diese Geschichten können in vielfältiger Weise unterstützt und ergänzt werden. Die Verwendung von Handpuppen, die schwierige Fragen stellen oder auch stellvertretend Antworten geben und Stimmungen benennen können, ist ein wichtiges Instrument. Aber auch die Verwendung von Objekten wie Seilen, Gefühlskarten oder Tüchern sind zur Veranschaulichung wichtig. In einem Seil können so z. B. ein oder mehrere Knoten sein und bei jedem akzeptierten Lösungsvorschlag im Rahmen eines Konfliktgesprächs wird ein Knoten geöffnet. Diese Elemente müssen durch feste Regeln wie zuhören, nicht beschimpfen, ausreden lassen ergänzt werden. Sie dienen letztlich dazu, eine schrittweise aufbauende Einführung von Lösungsritualen, die auf dem Vorgehen der Mediation basieren, einzuführen. Zeit und Raum für Konfliktbearbeitung anzubieten, gehört hier ebenfalls dazu.
Qualifizierung und Austausch
Konfliktbearbeitung bedarf spezifischer Kenntnisse und Qualifikationen. Diese sollten in entsprechenden Fortbildungen ebenso wie in Fallbesprechungen, Intervisions- und Supervisionsgruppen erworben werden.
Auch hier: Die Eltern nicht vergessen
Wenn Kinder einen guten Umgang mit Konflikten lernen sollen, ist es wichtig, dass die Eltern zumindest Verständnis für dieses Vorhaben mitbringen oder sogar Elemente davon auch zu Hause im Alltag übernehmen. Eltern sollten also über die Grundzüge konstruktiver Konfliktbearbeitung informiert oder in speziellen Elternabenden in Form von Elterntrainings einbezogen werden.
Arbeitsmaterialien als PDF zum Download