Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen: Kinder brauchen vor allem reale Erfahrungen in und mit ihrer Umwelt. Sie müssen ihre Welt mit allen Sinnen wahrnehmen können, also sehen, hören, riechen, begreifen, erfühlen. Kinder brauchen Körperlichkeit, Bewegung, Ausdruck und Resonanz. All dies können Medien ihnen nicht oder nicht allein bieten.
Medien im Kindergarten
Welche Medien stehen den Kindern im Kindergarten zur Verfügung?
- CD-Kassettenplayer (91%)
- DVD-Player (30%)
- Fernseher (20%)
- Digitalkamera (17%)
- Computer (11%)
- Internet (2%).
(Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2013, S. 71)
Es besteht aber auch kein Zweifel daran, dass Kinder heute lernen müssen, nicht nur mit der Medienvielfalt zurecht zu kommen, sondern diese zunehmend kompetent für ihre Bedürfnisse einzusetzen. Auf diesem Weg sind sie auf die Unterstützung der Erwachsenen angewiesen. Die Eltern spielen dabei eine Schlüsselrolle. Die vorschulischen Ein-richtungen müssen jedoch ergänzend tätig werden. Diese sind heute meist immer noch weitgehend medienfreie Zonen, wenn man von dem unverzichtbaren Angebot von und dem Umgang mit Büchern absieht. Doch nicht die vorschulischen Einrichtungen entscheiden, ob und wie das Thema Medien aufgegriffen wird, sondern Kinder bringen ihre Medienerfahrungen mit und machen diese zum Thema ihrer Gespräche und Spiele. Die Einrichtungen können dies ignorieren oder aufgreifen und so ergänzende oder alternative Medienerfahrungen ermöglichen.
Beim Umgang mit Medien lassen sich drei prinzipielle Handlungsstrategien unterscheiden: (vgl. Hasenbrink u.a. 2012; Kunczik 2010, S. 11):
- Restriktive Handlungsstrategien, die auf Begrenzung ausgerichtet sind. Der Medienkonsum wird eingeschränkt. Es wird festgelegt, wie lange und welche Medien genutzt werden dürfen und welche Medien verboten sind. Erklärungen finden dabei kaum statt. Verbote können zwar vorübergehend den Medienkonsum unterbinden, diese beeinträchtigen als alleinige Handlungsstrategie jedoch das Vertrauensverhältnis zu den Eltern und führen (bei älteren Kindern) zu einer Verlagerung der Nutzung entsprechender Inhalte in den Freundeskreis. Zudem wird das Interesse an verbotenen Medien gesteigert.
- Gemeinsames Schauen (Spielen) bedeutet, dass die Eltern mit den Kindern zusammen Medien anschauen, allerdings ohne mit diesen darüber zu reden. Dieses so genannte Co-Viewing bewirkt jedoch genau das Gegenteil dessen, was beabsichtigt ist. Es wird von Kindern als Billigung der gesehenen Inhalte verstanden.
- Aktive Handlungsstrategien sind auf die Erklärung der Medien und deren Inhalte ausgerichtet. Eltern sprechen dabei mit ihren Kindern über die Sendungen oder Spiele. Die elterlichen Äußerungen sollten gewalthaltige Inhalte eindeutig negativ kommentieren und dies auch begründen. Und sie sollten für die Opferperspektive sensibilisieren.
Diese Umgangsweisen werden in der Praxis häufig miteinander kombiniert. Ihr Mischungsverhältnis verändert sich mit dem Alter der Kinder.
Doch diese Handlungsstrategien allein reichen heute nicht mehr aus, um einen kompetenten Umgang mit Medien zu erlernen. Es geht wesentlich auch um die kreative eigene Nutzung, Gestaltung und Produktion von Medien.
Die Bibliothek
Die Bibliothek ist der ganze Stolz der Kita im SOS-Kinderdorf in Berlin. In dem Regal am Eingang liegen Bilderbücher, so wie sie Kinder eben anordnen, ein zweites Bücherbord dient als Raumteiler. In den Ecken und an den bodentiefen Fenstern stehen kleine Sessel, auf dem Boden liegen Matratzen. Zwar toben Jungen und Mädchen noch draußen herum, doch nachmittags, versichert Kita-Koordinator Thorsten Lückel, werde es regelmäßig voll. (www.spiegel.de/ unispiegel/studium/warum-berlin-mit-der-foerderung-der-schueler-so-wenig-erfolg-hat-a-869007.html)
Computer im Kindergarten?
- Pro
Prof. Stefan Aufenanger: In jeder Bildungseinrichtung sollte es kleine Medienecken geben, in denen eine Vielzahl von Medien angeboten wird. Wenn dort pädagogisch sinnvoll gearbeitet wird und die Erzieher darauf vorbereitet sind, werden die Kinder lernen, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Medien abzuschätzen. Alle unsere Erfahrungen zeigen: Je früher die Kinder die Möglichkeit haben, in diesen Institutionen mit Computer und Internet zu arbeiten, umso kompetenter und kritischer können sie mit den Medien umgehen.
- Kontra
Prof. Christian Pfeiffer: Nein. Wenn behauptet wird, dass etwa Lesen lernen und Sprachentwicklung durch Bildschirme gefördert werden, dann kann ich mir nur an den Kopf langen. Das sagt doch schon der gesunde Menschenverstand, dass man Sprache durch ein menschliches Gegenüber lernt, das einem zugewandt ist, das liebevoll nachahmt, das freundlich korrigiert, und nicht durch das Betasten irgendeines Screens, der mit angeblich kindgerechten Bildern verziert ist.
(http://bildungsklick.de/a/40020/pro-contra-computer-im-kindergarten)
Ergebnisse der Medienwirkungsforschung zeigen gerade für den päda gogischen Bereich, dass Wirkungen von Medien nicht durch die Medien selbst ausgehen, sondern wesentlich von dem didaktischen Konzept, das dem Einsatz dieser Medien zugrunde liegt, bestimmt wird.