Gewalt in der Schule

Empirische Daten

Es gibt wenig empirische gesicherte Daten über Vorkommen und Ausmaß von Gewalt in der Schule. Eine der zuverlässigsten Quellen ist die Statistik des Bundesverbandes der Unfallkassen in Deutschland. Hier werden bundesweit alle meldepflichtigen aggressionsverursachten Unfälle mit ärztlicher Inanspruchnahme gesammelt und ausgewertet. Gewalt wird hier als körperliche Gewalt mit Verletzungsfolgen verstanden. Dieses Gewaltverständnis umfasst zwar nicht alle Arten von Gewalt, dafür kann es jedoch zuverlässig über die „schweren“ Gewaltvorfälle Auskunft geben. 2003 sind in der Bundesrepublik Deutschland von 8,3 Millionen Schülerinnen und Schülern an allgemeinbildenden Schulen 93.295 infolge von aggressiven Handlungen verletzt worden. Damit entfielen auf 1.000 Versicherte 11 Unfälle durch Raufereien.

Gewaltvorkommen in der Grundschule

Gewalt ist an der Grundschule am wenigsten verbreitet. Nimmt man als Gewaltkriterien die meldepflichtigen aggressionsverursachten Unfälle mit ärztlicher Inanspruchnahme, so gab es 2003 an Grundschulen bundesweit 15.542 dieser sog. „Raufunfälle“, was einer Rate von 4,9 auf je 1.000 Schüler entspricht. Hauptschulen weisen dagegen die höchsten Aggressivitätsquoten mit Verletzungsfolgen auf.

Jungen und Mädchen
Jungen waren zu 69 % an Tätlichkeiten mit Verletzungsfolgen beteiligt.

Alter
Die höchsten Raufunfallraten ergeben sich in der Altersgruppe der 11-15jährigen Jungen.

Schule und Schulweg
8,3 % der raufereibedingten Unfälle haben sich auf dem Schulweg ereignet. Knapp 92 % spielen sich also in der Schule selbst ab.

Schulische Veranstaltung
Der Großteil der Rauferein fi ndet in der Pause statt (57,1 %) sowie bei Sport und Spiel innerhalb der Schulanlage. Ein Fünftel aller aggressivitätsbedingten Unfallverletzungen (22,8 %) entfielen auf den Sportunterricht. Innerhalb des Sports bilden die Ballspiele mit 60 % einen Schwerpunkt, wobei die meisten aggressiven Verhaltensweisen während des Fußballspiels zu beobachten waren (44 %).

Orte
Raufereiverursachte Unfälle ereignen sich schwerpunktmäßig auf dem Schulhof (40,7 %), in der Turnhalle (18,5 %) oder dem Klassenraum (15,9 %) sowie auf den Gängen (9,1 %). Es ist offensichtlich, dass sich aggressionsbedingte Unfälle während des Sportunterrichts vor allem im Hallensport ereignen.

Verletzungen
Kopf (31,4 %) – insbesondere Augen, Nase und Gesichtsweichteile – sowie der Handbereich (28,5 %), vor allem Finger und Handgelenk, sind die hauptsächlich betroffenen Körperteile. Auf den Fuß, insbesondere das obere Sprunggelenk, entfallen 12,2 %. Die oberen und unteren Extremitäten machen mehr als die Hälfte der bei Raufereien verletzten Körperteile aus.

Schulweg
8,3 % der Raufunfälle entfielen auf den Schulweg. Auch hier waren hauptsächlich Jungen am Raufunfallgeschehen beteiligt (67 %). Die Altersverteilung unterscheidet sich nicht im wesentlichen von der in der Schule. Die meisten aggressiven Handlungen haben sich zwischen Schülern als Fußgänger (44,3 %), an Haltestellen (23,5 %) oder auf der Fahrbahn (6,7 %) ereignet. Der Schulbusverkehr war mit einem knappen Fünftel (18 %) beteiligt.

Ausländische Schülerinnen und Schüler
Der Anteil der passiven und aktiven Miteinbeziehung in aggressive Handlungen mit Verletzungsfolgen von ausländischen Schülerinnen und Schüler betrug 7 %. Er lag damit unter dem entsprechenden Versichertenanteil von 10 %.

Trends
Man kann feststellen, dass die Raufunfallraten im Zeitraum 1993-2003 gesunken sind. Es ist ein Rückgang der aggressionsverursachten Unfallquoten von 15,5 % im Jahr 1993 auf 11,3 % im Jahre 2003 zu beobachten. Jungen an Hauptschulen weisen über den gesamten Beobachtungszeitraum (1993-2003) hinweg die höchste Raufunfallquote auf. An zweiter Stelle rangieren Hauptschülerinnen. Die Beteiligung ausländischer Schülerinnen und Schüler an verletzungsbewirkenden aggressiven Verhaltensweisen hat nicht zugenommen. Vielmehr lässt sich eine eher rückläufige Tendenz feststellen.

Brutalisierung
Die Frage, ob sich die Qualität der Gewalt unter Schülern im Sinne einer Zunahme der Brutalität verändert hat, lässt sich anhand des verfügbaren Datenmaterials nicht beantworten. Nimmt man Frakturen als Maßstab für die Schwere von aggressivitätsbedingten Verletzungen, so ist für keine der untersuchten Schularten eine zunehmende Brutalisierung erkennbar.

Bundesverband der Unfallkassen: Gewalt an Schulen. Ein empirischer Beitrag zum gewaltverursachten Verletzungsgeschehen an Schulen in Deutschland 1993-2003, München 2005, S. 6 f.

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