Sexueller Missbrauch konfrontiert betroffene Kinder und Jugendliche mit einem kaum zu bewältigenden Gefühlschaos von Scham, Schuld, Ekel, absoluter Hilflosigkeit und Angst. Die Überlebensstrategien, die es ihnen ermöglichen, eine andauernde Missbrauchssituation oder eine Vergewaltigung auszuhalten, prägen sich häufig tief ein. Sie bestimmen ihr Leben als (junge) Erwachsene weiter. Eine Vielzahl von Folgen kann sie über das Kindes- und Jugendalter hinaus durch ihr Leben begleiten. Diese reichen von Schlafstörungen, körperlichen Verletzungen und Krankheiten, Zweifeln an der eigenen Wahrnehmung bis hin zu psychischen Erkrankungen. Es kann auch zur sogenannten posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) kommen, einer besonderen Form von psychischen Störungen, unter denen beispielsweise häufi g auch Kriegs- und Folteropfer leiden.
Angst
Angst gehört zu den verbreitetsten Folgeerscheinungen von sexuellem Missbrauch. Den Kindern wird bei Geheimnisverrat oft Gewalt angedroht, sie erleiden z.T. ausgeprägte Gewalt während des sexuellen Missbrauchs und erleben gerade bei sexueller Ausbeutung durch Familienangehörige häufig eine ständige Bedrohung im familiären Alltag.
Niedriges Selbstwertgefühl
Opfer zeigen oft ein niedriges Selbstwertgefühl aufgrund der entstandenen Scham-, Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle. In Zusammenhang mit den anderen Belastungen und Auswirkungen des sexuellen Missbrauchs führt dies nicht selten dazu, dass sie sich in vielen Bereichen nichts zutrauen oder z.B. in der Schule in ihren Leistungen stark absinken bis versagen.
Günther Deegener: Kindesmissbrauch – erkennen, helfen, vorbeugen. Weinheim und Basel 2005, 3. aktualisierte Aufl ., S. 91 ff.
Vorsicht: Symptome und Verhaltensauffälligkeiten können auf einen sexuellen Missbrauch hinweisen. Sie können aber auch andere Ursachen haben.
Grundgefühle und Verletzungen
Als Folgen erfahrener sexueller Gewalt werden in analysierten Autobiographien wie in der Fachliteratur u.a. folgende markante Grundgefühle und Verletzungen beschrieben:
- Vertrauensverlust,
- Schuld- und Schamgefühle,
- Ohnmacht,
- Angst,
- Zweifel an der eigenen Wahrnehmung,
- Rückzug auf eigene Traumwelten, – Isolation.
http://www.schulische-praevention.de/Folgen.16.0.html
Die Folgen sexuellen Missbrauchs sehen in unterschiedlichen Lebensphasen verschieden aus. Im Grundschulalter:
„Bei den 6- bis 9-jährigen Kindern werden vielfach als typische Folgen beschrieben: somatische Beschwerden (z.B. Kopf- und Bauchschmerzen); plötzliche Schulleistungsstörungen, nicht altersangemessene sexuelle Handlungen mit jüngeren oder gleichaltrigen Kindern; sexuell provozierendes Verhalten; Schlaf- und Essstörungen; keine altersentsprechenden sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen; Zwangshandlungen wie ausgeprägtes Baden oder Waschen.“
Günther Deegener