Eingreifen bei Gewaltsituationen ist wichtig. Nur wenn deutlich gemacht wird, dass Gewalt nicht geduldet wird und keinen Platz hat, kann sie wirksam bekämpft werden. Obwohl harte Gewaltsituationen im Bereich der Grundschule eher selten vorkommen, so sind doch Schülerinnen und Schüler wie Lehrkräfte immer wieder mit solchen Situationen konfrontiert.
Gewaltsituationen tauchen häufig unvermittelt auf. Eine Vorbereitung auf die spezifi sche Situation ist deshalb kaum möglich. Sie sind oft hoch emotional aufgeladen und in ihrem Verlauf kaum berechenbar und kaum zu kontrollieren. Sie erfordern sofortiges Handeln und machen (notwendige) Absprachen mit anderen in der Situation oft nur schwer möglich. Darüber hinaus aktivieren sie Ängste um die eigene körperliche Unversehrtheit. Umgang mit Aggression und Gewalt bedeutet auch im persönlichen Bereich das Erkennen und Beherrschen der eigenen aggressiven Impulse und Phantasien, die Refl exion des eigenen Handelns in gewaltträchtigen Situationen sowie die Förderung eines alternativen Verhaltensrepertoirs, das den Rückgriff auf gewalttätige Handlungen nicht mehr notwendig erscheinen lässt.
Handeln in Gewaltsituationen bedeutet, Täter, Opfer und Zuschauer im Blick zu haben. Das Opfer zu schützen, den/die Täter zu stoppen und zur Rechenschaft zu ziehen und die Zuschauer zur Unterstützung anzuregen.
Drei Bereiche, in denen ein pädagogisches Eingreifen zwingend notwendig ist:
- Grenzen sind dort zu ziehen, wo einem Individuum eindeutig Gefahren drohen.
- Grenzziehung ist nötig, wo Menschen verletzt, geplagt, gekränkt werden.
- Es gibt Grenzen, die das gesellschaftliche Zusammenleben erfordert.
Andreas Flitner: Konrad sprach die Frau Mama. Reinbek 1985, S. 105.
Gewalt wird gerade auch von Kindern und Jugendlichen immer wieder eingesetzt, um mit belastenden Krisen- oder Konfl iktsituationen fertig zu werden oder ihnen zu entkommen.
Gewalt zu reduzieren bedeutet hier, andere Möglichkeiten des Umgangs mit Problemen, Konflikten und Krisen anzubieten, zu lernen, besser mit Krisen und Konflikten umzugehen. Wenn es gelingt, Situationen differenzier ter einzuschätzen sowie andere Lösungsmöglichkeiten zu lernen, zu üben und zu erproben, dann werden Gewaltlösungen zugunsten neuer, weniger gewaltbeladener Strategien abnehmen. Schnellere und einfachere Lösungen von
aktuellen Gewaltproblemen verspricht dies nicht, wohl aber auf Dauer nachhaltige Verbesserungen.
Klaus J. Beck: Jungen und Gewalt. In: Ingo Bieringer / Walter Buchacher / Edgar J. Forster (Hrsg.): Männlichkeit und Gewalt. Konzepte für die Jungenarbeit. Opladen 2000, S. 205 f.