Erziehung zur Demokratie kann und muss bereits in der Grundschule beginnen, denn Demokratieerziehung ist nicht nur für den Bestand einer Demokratie äußerst wichtig, sondern sie erweist sich auch als ein wirkungsvolles Instrument der Gewaltprävention. Demokratie ist nicht nur eine Staatsform, sondern vor allem auch eine Lebensform. Die Einführung und Verankerung von Demokratieerziehung und die Schaffung von demokratischen Schulstrukturen haben unmittelbar positive Auswirkungen auf gewaltpräventive Maßnahmen. Leider werden diese Zusammenhänge bislang viel zu wenig in der Schulpraxis aufgegriffen und umgesetzt. Eine internationale Vergleichstudie zur politischen Bildung und politischen Handlungsbereitschaft von 14-jährigen Jugendlichen kommt zum Ergebnis, dass deutsche Schülerinnen und Schüler nur geringes Interesse und wenige Möglichkeiten haben sich in der Schule zu beteiligen. Im Bereich der schulischen Partizipation rangiert Deutschland auf den letzten Plätzen der untersuchten Länder.
Es zeigt sich auch hier, dass Gewaltprävention keine Symptombehandlung ist und auch keine Bereitstellung von Rezepten für kritische Situationen bedeutet, sondern ein umfassender Ansatz, der in die Lernkultur und Demokratisierung von Schule einfließt.
Schülerinnen und Schüler machen von Mitwirkungsmöglichkeiten nur wenig Gebrauch.
Eine 2005 von der Bertelsmann Stiftung veröffentlichte Studie über Kinder- und Jugendpartizipation in Deutschland bilanziert: „Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass die Kinder und Jugendlichen von den Mitwirkungsmöglichkeiten in der Schule (die allerdings auch nicht sehr reichlich bemessen sind) relativ wenig Gebrauch machen. Dabei spielen die repräsentativen Formen (Schülermitverwaltung, Schülervertretung), die von den Schulleitungen favorisiert werden, aus Sicht der Schüler nur eine untergeordnete Rolle. (...) Die wichtigste Einflussgrößen, welche die Partizipation in der Schule bestimmen, sind die Zufriedenheit der Kinder und Jugendlichen mit dem Ergebnis und dem Prozess ihres Mitwirkens sowie mit dem Klima, das in der Schule herrscht.“
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Kinder- und Jugendpartizipation in Deutschland. Gütersloh 2005, S. 22.
„Es gibt einen grundlegenden und empirisch nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Demokratieerfahrung und Gewaltverzicht: Wenn Kinder und Jugendliche die Erfahrung machen, dass in Schule und Erziehung Mitwirkung, demokratisches Handeln und Verantwortungsübernahme erwünscht sind und als wichtig anerkannt werden, sind sie für Gewalt und Rechtsextremismus weniger anfällig als Jugendliche, denen diese Erfahrung versagt bleibt.
Die Schule verfügt hier also über eigene, grundlegende und nachhaltig wirksame Mittel und Möglichkeiten.“
Wolfgang Edelstein / Peter Fauser: Demokratie lernen und leben. Bund Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung. Materialien zur Bildungsplanung und Forschungsförderung. 96/2001, S. 20.