Im Wörterbuch „Der große Duden“ wird Konflikt mit „Zusammenstoß, Zwiespalt, Widerstreit“ beschrieben. Im Alltag werden Konflikte häufig gleichgesetzt mit Streit, mit Interessensgegensätzen, mit Macht oder Gewaltanwendung. Die Friedensforscherin Ulrike C. Wasmuth weist darauf hin, dass es wichtig ist, den Konflikt unvoreingenommen als sozialen Tatbestand zu betrachten und ihn nicht mit Austragungsformen zu verwechseln, ihn nicht durch Bewertungen einzugrenzen und ihn nicht mit seiner Ursächlichkeit zu vermischen.
Sie definiert Konflikt deshalb als einen sozialen Tatbestand, bei dem mindestens zwei Parteien (Einzelpersonen, Gruppen, Staaten) beteiligt sind, die
- unterschiedliche, vom Ausgangspunkt her unvereinbare Ziele verfolgen oder das gleiche Ziel anstreben, das aber nur eine Partei erreichen kann, und/oder
- unterschiedliche, vom Ausgangspunkt her unvereinbare Mittel zur Erreichung eines bestimmten Zieles anwenden wollen.
In den modernen Sozialwissenschaften werden Konflikte in ihrer Prozessform betrachtet.
Konflikte zwischen Eltern und Kindern
- Die meisten Streitigkeiten zwischen Kindern und Eltern sind schnell beigelegt.
- Mit zunehmendem Alter der Kinder wird vor allem der Steit mit dem Vater länger anhaltend.
- Kinder Alleinerziehender können sich bei Streitigkeiten mit dem Vater merklich langsamer wieder vertragen als Kinder, die bei beiden Elternteilen wohnen.
- Der Streitstil sowohl mit dem Vater als auch mit der Mutter beeinflusst das familiäre Wohlbefi nden deutlich. Das bedeutet, dass die schnelle Lösung von Streitigkeiten mit den Eltern das Wohlbefinden der Kinder in der Familie fördert.
- Die meisten Kinder erleben nur selten Streit der Eltern untereinander.
- Alleinerziehende streiten sich mit dem ehemaligen Partner noch immer häufiger als Paare, die zusammen leben.
- Kinder mit Migrationshintergrund erleben seltener einen Streit der Eltern.
Repräsentative Untersuchung von Kindern in NRW. Erhebung im Frühjahr 2004. Altersgruppe 9 - 14 Jahre (Kinder der 4. - 7. Klassen befragt). N = 2348 Kinder aus 97 Schulklassen in ganz NRW. LBS-Initiative Junge Familie: LBS-Kinderbarometer 2004. Stimmungen, Meinungen, Trends von Kindern und Jugendlichen in NRW. Münster 2005, S. 22 ff.
Definitionen
„Wir definieren Konflikt als eine Eigenschaft eines Systems, in dem es miteinander unvereinbare Zielvorstellungen gibt, so dass das Erreichen des einen Zieles das Erreichen des anderen ausschließen würde.“
Johan Galtung: Theorien zum Frieden. In: Dieter Senghaas (Hrsg.): Kritische Friedensforschung. Frankfurt 1972, S. 235.
„Ein Konfl ikt ist ein Kampf um Werte und um Anrecht auf mangelnden Status, auf Macht und Mittel, ein Kampf, in dem einander zuwiderlaufende Interessen einander notwendig entweder neutralisieren oder verletzen oder ganz ausschalten.“
Lewis A. Coser: Theorie sozialer Konfl ikte. Neuwied und Berlin 1965, Auszüge. S. 8.