Die Auseinandersetzung mit und die Vermittlung von Normen und Werten sind gerade auch im Kontext von Gewaltprävention wichtig. Das Problem besteht darin, dass in einer wertepluralistischen Gesellschaft eine Verständigung auf gültige Normen und Werte stattfinden muss und dass eine Rückbindung der Normen und Werte an eine globale Ethik vorgenommen wird. Nur dann kann eine Beliebigkeit und Individualisierung verhindert werden. Werteerziehung ist nie abstrakt, sie vollzieht sich in konkreten (Problem-) Situationen, sie sucht und findet Antworten auch auf Fragen der Alltagsbewältigung.
Es geht dabei nicht um überzogene moralische Ansprüche, sondern um Reflexion von Entscheidungen und Handlungen. Deshalb ist die Konfrontation von Verhalten mit Ansprüchen, Meinungen und Wertesystemen so wichtig. Werteerziehung lebt vom Vorbild und der Glaubwürdigkeit. Vereinbarte Regeln gelten ausnahmslos für alle, aber sie sind nicht unveränderbar und für alle Zeiten. Sie unterliegen der Begründung, der Diskussion und evtl. der Neubewertung.
Die gemeinsame Vereinbarung von erwünschtem Verhalten in der Klasse und der Schulgemeinschaft schafft Verhaltenssicherheit und entlastet. Äußeres Verhalten kann man jedoch (allenfalls kurzfristig) erzwingen. Um innere Überzeugungen (als Grundlage für Verhalten) muss man werben. Solche Überzeugungen über die Gleichwertigkeit von Menschen, die Anerkennung von Unterschieden usw. müssen wachsen. Gerade die Grundschule kann hierfür entscheidende Impulse setzen.
Was sind Werte?
„In der empirischen Einstellungsforschung gelten Werte als Vorstellungen von gesellschaftlich Wünschenswertem im Unterschied zu Normen, die Verpfl ichtungscharakter besitzen, deren Nichtbefolgung also sanktionierbar ist. Werte werden funktional als Steuerungsmechanismen für individuelle Einstellungen und Verhaltensdispositionen defi niert. Durch ihre Internalisierung werden Wertekonzeptionen zu Wertorientierungen innerhalb des individuellen Überzeugungssystems.“
Martin und Sylvia Greiffenhagen: Wertewandel. In: Gerhard Breit / Siegfried Schiele (Hrsg.): Werte in der politischen Bildungsarbeit. Schwalbach/Ts. 2000, S. 19.
Werteerziehung
„Ein altes Thema steigt wieder auf: Erziehung. Allerdings zumeist in einer Wortkombination, die nichts Gutes ahnen lässt. Werteerziehung. Diskutiert wird dann über Wertevermittlung. Maldoom zeigt, worauf es ankommt. Werte durch eigenes Handeln zu beglaubigen, sie nicht zu predigen. Auf Ermunterungsreden über die Vorzüge des Muts, gehalten von Feiglingen, reagiert man allergisch, Kinder zumal. Das gehört zu ihren größten Stärken.“
Reinhard Kahl: Faszination Maldoom. In: Pädagogik 6/06, S. 64.