Schüler-Streitschlichtung und Möglichkeiten gewaltfreier Konfliktbearbeitung sind zentrale Elemente der Gewaltprävention und der Verbesserung des Schulklimas. Wie zahlreiche Beispiele aus der Schulpraxis zeigen, können Streitschlichtungsprogramme bereits in der Grundschule mit Erfolg implementiert werden. Besonders weit entwickelt und in der Praxis vielfach erprobt ist z.B. das Bensberger Mediations-Modell für Grundschulen.
Kinder zu befähigen, ihre Konflikte selbständig zu lösen bzw. durch Mediationstechniken bei der Lösung zu unterstützen bedarf der Akzeptanz und der Unterstützung durch alle Lehrkräfte und die gesamte Schulgemeinschaft. Wenn Schüler-Streitschlichtung lediglich das Steckenpferd einiger engagierter Lehrerinnen und Lehrer ist, wird sie kaum Bestand haben können. Für die Kinder geht es darum, dass sie schrittweise Handlungsweisen lernen, wie ein „anders streiten“ möglich ist. Sie sollen lernen durch Gespräche und Aushandeln Lösungen für Probleme zu finden, um dabei Konfliktlösungskompetenz zu entwickeln.
Mediation und Gewaltprävention
Liegen die Stärken von Streitschlichtungs-Programmen im Bereich des sozialen Lernens und der Regelung von kleinen Alltagskonflikten, so muss in Bezug auf Gewaltprävention vor überhöhten Erwartungen gewarnt werden. Die Evaluation von Mediationsprogrammen an Schulen zeigt, dass die enge Verknüpfung von Schulmediation mit Gewaltprävention oft zu hohen Erwartungen an eine Veränderung des Schulklimas führt, die so nicht immer erfüllt werden können. (...)
Die konsequente Umsetzung von Projekten in den Bereichen Gewaltprävention und Demokratieerziehung, die sich komplementär zu dem Mediationsprojekt verhalten und es ergänzen, sowie die Einbindung des Mediationsprojektes in das Schulprogramm sind zentrale Faktoren, um das Mediationsprojekt zu einem wichtigen Baustein zur Gewaltprävention zu machen. Wird dieser Weg eingeschlagen, entwickelt sich die Schule insgesamt: Konfl iktbearbeitung, Gewaltprävention und Soziales Lernen bilden ein Gesamtkonzept. Das Mediationsprojekt ist dann Teil einer übergreifenden Veränderung der Schule und kann in diesem Prozess die Rolle eines Motors einnehmen.
Sabine Behn u.a.: Evaluation von Mediationsprogrammen an Schulen. Hamburg u.a. 2005, S. 11, 32.
Streitschlichtung auf dem Lehrplan
„Zukünftig sollte Konfliktschlichtung genauso selbstverständlich im Lehrplan stehen wie Mathematik, Deutsch und Fremdsprachen. Denn wer früh lernt, Auseinandersetzungen zu einem konstruktiven Ende zu führen, wird davon sein
Leben lang profi tieren.“
Renate Schmidt, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Oktober 2002 bis November 2005. In: Sabine Behn u.a.: Evaluation von Mediationsprogrammen an Schulen. Hamburg u.a. 2005, S. 9.