Schule bzw. Lehrerinnen und Lehrer können bei der Verarbeitung häuslicher Gewalt unterstützend tätig sein, indem
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sie zunächst erkennen, dass ein Kind Gewalterlebnissen und Gewalthandlungen in der Familie ausgesetzt ist;
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sie das Verhalten des Kindes (Rückzug, Leistungsabfall, aggressives Verhalten usw.) richtig verstehen und einordnen können;
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sie – bei massiven Fällen – Kontakt zu entsprechenden Jugendhilfs- bzw. Kinderschutzeinrichtungen aufnehmen und damit auch Hilfsmaßnahmen einleiten helfen.
Dies sind zwar keine primären Aufgaben der Schule, aber um des Kindeswohl willen dennoch geboten. Wie Kinder die häusliche Gewalt verarbeiten, hängt sehr davon ab, wie massiv und bedrohlich sie diese erlebt haben. Nicht alle Kinder, die Gewalt zwischen den Eltern erleben, sind dadurch traumatisiert. Auch wenn Kinder erst Mal keine Symptome zeigen, nicht auffallen oder nicht krank werden, besteht die Gefahr, dass gewalttätiges Verhalten innerhalb von Beziehungen von Generation zu Generation weitergegeben wird. Nur durch Aufarbeiten dieser Erfahrungen kann der Gewaltkreislauf überwunden werden.
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Für die weitere Entwicklung von Kindern ist daher von besonderer Bedeutung:
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Erklärungen und Zusammenhänge zu bekommen, an Stelle von Bedrohung und Überwältigung;
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mit all ihren Ängsten und Sehnsüchten wahrgenommen zu werden;
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Vertrauen in die Welt wieder zu gewinnen;
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sichere und stabile Bindungs- und Beziehungserfahrungen zu machen;
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Selbstvertrauen wieder zu gewinnen;
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eigene aggressive Gefühle steuern und kontrollieren zu lernen;
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Erfahrungen zu machen, wie Meinungsverschiedenheiten und Konfl ikte anders als durch Gewalt gelöst werden können;
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eine Wertorientierung für einen respektvollen und würdevollen Umgang zwischen den Geschlechtern zu entwickeln.
Ingrid Schwarz / Christoph Weinmann: „Gewalt im Spiel?“ – Psychodramatische Gruppentherapie für Mädchen und Jungen mit Erfahrungen von Gewalt zwischen ihren Eltern. In: Barbara Kavemann / Ulrike Kreyssig (Hrsg.): Handbuch Kinder und häusliche Gewalt. Wiesbaden 2006, S. 344.