Stufen der Schulentwicklung
- Schulentwicklung ist die bewusste und systematische Weiterentwicklung von Einzelschulen. Man könnte diese häufig vorkommende Form von Schulentwicklung intentionale Schulentwicklung nennen oder Schulentwickung 1. Ordnung.
- Schulentwicklung zielt darauf ab, „lernende Schulen“ zu schaffen, die sich selbst organisieren, reflektieren und steuern. Dies wird von den jüngsten Schulgesetzen intendiert und von etlichen Schulen längst angestrebt, teilweise auch praktiziert. Dies könnte man als Schulentwickung 2. Ordnung oder institutionelle Schulentwicklung bezeichnen.
- Die Entwicklung von Einzelschulen setzt eine Steuerung des Gesamtzusammenhangs voraus, welche Rahmenbedingungen festlegt, die einzelnen Schulen bei ihrer Entwicklung nachdrücklich ermuntert und unterstützt, die Selbstkoordinierung anregt und ein Evaluations-System aufbaut. Dies könnte man als Schulentwicklung 3. Ordnung oder als komplexe Schulentwicklung begreifen.
Schulprogramme
Schulprogramme dienen als Leitorientierung für die Entwicklung von Einzelschulen. Sie sind vielerorts verpflichtend geworden. Vor dem Hintergrund der umfangreichen Daten von Holtappels (2004) lassen sich vier Schlussfolgerungen ziehen.
- Schulprogramm-Wirkungen hängen einerseits mit der Intensität der Lehrerkooperation, andererseits – und das weitaus deutlicher – mit effektivem Schulleitungshandeln zusammen.
- Als relevante Einflussgrößen für Qualitätsunterschiede in der Schulorganisation und der Lernkultur erweisen sich Modalitäten der Programmarbeit im Sinne von Prozessfaktoren, wozu Lehrerpartizipation in der Programmarbeit, Akzeptanz des Schulprogramms im Kollegium und erste Entwicklungswirkungen gehören.
- Eine förderliche Organisationskultur scheint Einfluss auf Entwicklungswirkungen zu nehmen. Günstige Organisations-Milieus sind offenbar Umfelder mit ausgeprägtem Klima der Innovation, effektivem Schulleitungshandeln,
hoher Intensität in der Lehrerkooperation und einer differenzierten Lernkultur in den Lernarrangements. - Im Zeitverlauf scheint Schulprogrammarbeit kurzfristig keine nennenswerten Wirkungen in Form von Qualitätsverbesserungen in der Lernkultur und in der Unterrichtsgestaltung zu entfachen. Eine Haupterklärung kann darin liegen, dass die Entwicklungsschwerpunkte vielfach zu speziell sind, um kurzfristig sichtbare Breitenwirkungen in der Schul- und Unterrichtsqualität erzielen zu können (Holtappels 2004, S. 194).
Steuergruppe
Schulprogrammarbeit scheint dann erfolgreich zu verlaufen, wenn sie professionell vorbereitet und gesteuert werden, nämlich durch eine Steuergruppe, die Lehrer- und Schülerumfragen durchführt, Schulentwick lungstage gestaltet, den Rohtext des Leitbildes entwirft oder eine Fülle wirksamer Maßnahmen der Schulentwicklung konzipiert und etabliert wie ein schulweites Schüler-Lehrer-Feedback, kollegiale Hospitation, Personalentwicklung und insgesamt den Einstieg in Qualitätsmanagement. Steuergruppen sind höchstwahrscheinlich der Schlüssel zum Gelingen eines kollektiven Diskurses im Kollegium. (...) Steuergruppen führen zu einem völlig neuen Verständnis von Schule: Eine Schule mit Steuergruppe ist nicht mehr hierarchische Bürokratie und nicht mehr nur nachgeordnete Dienststelle, sondern auf dem Wege zur selbstständigen Schule, in der man nicht nur arbeitet, sondern an der man arbeitet.
Hans-Günter Rolff: Was wissen wirüber die Entwicklung von Schule? In Pädagogik 6/06, S. 44 ff.
Heinz G. Holtappels: Schulprogramme – Instrumente der Schulentwicklung. München 2004