Kindliche Lebenswelt ist heute „Medienwelt“
Kinder und Jugendliche leben nicht nur in einer von Medien geprägten Umwelt, ihre Auseinandersetzung mit Wirklichkeit und die Aneignung der Welt vollzieht sich in einem zunehmenden Maße über medienvermittelte Erfahrungen. Die Einflüsse von Medien auf den Alltag, auf Meinungen und Wissen sind allgegenwärtig und werden sich in den nächsten Jahren vor dem Hintergrund der sich immer weiter entwickelnden Informations- und Kommunikationstechnologien noch intensivieren. Erziehung und Bildung können diese Entwicklungen nicht ignorieren.
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene verfügen heute nicht nur über beträchtliche Medienerfahrungen, sondern auch über eine relativ hohe Medienkompetenz, was den Umgang mit und die Bedienung von Geräten betrifft – nicht so sehr, was den kritischen Umgang mit den Inhalten ausmacht. Wobei sich bei genauerer Betrachtung allerdings je nach sozialem
Umfeld und Bildungsniveau erhebliche Unterschiede im Umfang und Intensität der Mediennutzung ergeben.
Medien spielen in der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen eine wichtige Rolle.
Ein Drittel aller Kinder nennt Personen (Schauspieler) aus Film und Fernsehen als ihr Idol bzw. Vorbild. Fernsehen, Musik hören, Videos sehen gehören zu den beliebtesten und verbreitetsten Freizeitinteressen. Haushalte, in denen Kinder aufwachsen, weisen eine zunehmende Medienausstattung auf. Bei Fernsehgeräten, Handys und Videorecordern kann man von einer Vollversorgung ausgehen, Computer stehen in vier von fünf Haushalten zur Verfügung, stellt der Medienpädagogische Forschungsverbund in seiner neuesten Studie „Kinder und Medien“ fest.
Medien sind Teil der Kinder- und Jugendkultur und vermitteln Zugang zu ihr. Sie drücken Lebensgefühle aus und ermöglichen gesellschaftliche Teilhabe. Durch Medien bearbeiten Kinder und Jugendliche auch eigene Lebensthemen. Dies ist nicht so sehr ein äußerer, sondern auch ein innerer Prozess.
Wie können (neue) Medien für Lernprozesse produktiv genutzt werden?
Trotz zahlreicher Projekte zur Medienpädagogik sei es insgesamt an Schulen nicht gelungen, Medienerziehung bzw. Medienbildung mit der wünschenswerten Qualität und in der notwendigen Breite im Alltag von Erziehung und Bildung, von Jugend- und Kulturarbeit zu verankern. Immer noch wirken ausdrückliche Aktivitäten zur Medienerziehung und Medienbildung eher als ein Sonderfall, denn als die Regel. An deutschen Schulen werde das didaktische Potential, das die Medienverwendung biete, nicht hinreichend ausgeschöpft, so die Ergebnisse einer neuen Untersuchung über Medienpädagogik in der Schule. Auch dieser Befund spricht dafür, dass verstärkt Anstrengungen kompetenter Mediennutzung unternommen werden müssen.
Dort, wo neue Medien stark einbezogen wurden, sind jedoch die Innovationen, die mit der Einführung neuer Medien in den Bildungsbereich verbunden waren, so nicht eingetreten. Medien tragen nicht automatisch zu einer höheren Motivation bei Lernprozessen bei. Auch selbstgesteuertes Lernen bedarf eines didaktischen Arrangements. Das Sichtbarmachen von Zusammenhängen und Abläufen durch Animationen ist äußerst aufwändig und teuer. Die weltweite Verfügbarkeit von Wissen hat oft keinen Gebrauchswert und die Erneuerung der Bildungsinstitutionen durch neue Medien hat so nicht stattgefunden.
Die Frage ist also, welche spezifischen Voraussetzungen und Bedingungen erfüllt sein müssen, um Medien im Bildungsbereich produktiv einzusetzen? Worin besteht der (pädagogische) Nutzen, wenn man neue Medien verwendet
bzw. gezielt einsetzt und wie muss dieser Einsatz aussehen, damit er die erwünschten Ergebnisse zeitigt?