Erfahrungen zeigen, dass es schwierig ist, sich in Mobbingsituationen„richtig“ zu verhalten, wirksame Instrumente gegen Mobbing zu entwickeln und Mobbing vorzubeugen. Da Mobbing trotz des massenhaften Vorkommens ein sehr individuelles Geschehen ist, müssen Verhaltens- und Vorgehensweisen immer auch einzelfallbezogen entwickelt werden.
Individuelle Strategien
Zu den individuellen Strategien gehören:
- verschiedene Methoden der „Gegenwehr“, die von verbalen Kontern über zur Rede stellen, klärenden Gesprächen bis zur körperlichen Gegenwehr reichen können.
- die Situation „irgendwie“ zu ertragen. Diese Betroffenen entwickeln sog. „innere“ Bewältigungsstrategien: „ignorieren der Situation“, „konzentrieren auf die Schule“ oder „meiden der Mobber“. Andere versuchen durch Leistung zu überzeugen oder flüchten in Krankheit.
- sich zurückzuziehen, soziale Situationen zu meiden, ganz für sich zu bleiben.
Unterstützung holen
- Einbeziehen und Einschalten von Autoritätspersonen, wie – im schulischen Bereich – Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, die Schulleitung.
- Rat suchen bei Freunden und Bekannten.
- Unterstützung suchen bei professionellen Fachleuten wie Therapeuten, Ärzten oder Beratungsstellen.
Unterstützung individueller Strategien
Im schulischen Kontext werden individuelle Strategien unterstützt durch spezielle Lern- und Trainigsangebote, die das Ziel haben, „Kinder stark zu machen“ und ihnen konkrete erste Verhaltensweisen vermittelt. Diese Strategien reichen jedoch nicht aus. Aus Untersuchungen in der Arbeitswelt ist bekannt, dass sechzig Prozent der Mobbingfälle (unter Erwachsenen) erst dadurch beendet werden, dass die Betroffenen freiwillig oder gezwungen ihren Arbeitsplatz aufgeben, versetzt werden oder aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Neben individuellen Strategien und Unterstützungsprogrammen müssen deshalb vielfältige Elemente der Prävention und Intervention auf Schulebene hinzu kommen.
Regeln etablieren
Mobbing darf nicht geduldet werden. Um dies auch klar auszurücken, sollten Regeln des Zusammenlebens aufgestellt und formuliert werden. Spezielle Regeln gegen Mobbing können in einer Anti-Mobbing-Konvention festgehalten werden, die von Schülerinnen und Schülern sowie von Lehrerinnen und Lehrern ausgearbeitet, diskutiert und verabschiedet wird und für die gesamte Schule Gültigkeit hat. Dabei muss auch geregelt werden, was geschieht, wenn diese Regeln übertreten werden.
Konfliktbearbeitung
Gleichzeitig muss ein Instrumentarium zur Konfliktbearbeitung aufgebaut und eingeführt werden, das konstruktive Möglichkeiten des Konfliktaustrages enthält. Hierzu gehören auch Schüler-Streitschlichtungs-Programme.
Zivilcourage entwickeln
Sich einzumischen, Opfern beizustehen und Tätern die Unterstützung zu entziehen, ist zivilcouragiertes Handeln im bestem Sinne.
Anzeichen für Mobbing
Bei Schülerinnen und Schülern können folgende Verhaltensweisen mögliche Anzeichen für Mobbing sein:
- Sie wollen nicht mehr zur Schule gehen.
- Sie wollen zur Schule gefahren werden.
- Ihre schulische Leistung lässt nach.
- Sie verlieren Geld (das Geld wird verwendet, um die Täter zu bezahlen).
- Sie können / wollen keine schlüssige Erklärung für ihr Verhalten geben.
- Sie beginnen zu stottern.
- Sie ziehen sich zurück.
- Sie haben Alpträume.
- Sie begehen einen Selbstmordversuch.
Annemarie Renges: Mobbing in der Schule. http://www.schulberatung. bayern.de/vpmob.htm