Konflikte sind so alt wie die Menschheit, sie sind ein allgemeines Phänomen, das auf allen Ebenen des Zusammenlebens anzutreffen ist. Nicht das Vorhandensein von Konfl ikten ist als problematisch oder gar friedensgefährdend einzustufen, sondern gewaltfördernde Austragungsformen, die Unrecht weiterschreiben, einzelne Parteien übervorteilen, die auf Macht und einseitige Interessendurchsetzung ausgerichtet sind und davon ausgehen, dass nur eine Seite über „die Wahrheit“ und „das Recht“ verfügt.
Wie verhalten sich Menschen in Konflikten?
Untersuchungen haben ergeben, dass das Konfl iktverhalten vieler Menschen so aussieht:
- Kampf oder Flucht sind Grundformen des Konfl iktverhaltens.
- Die eigenen Vorteile sollen durchgesetzt werden.
- Hierfür werden immer intensivere Mittel eingesetzt.
- Selbst wenn sich Misserfolge abzeichnen, wird an den einmal eingenommenen Positionen festgehalten.
- Es findet ein Verlust der Differenzierung auf allen Ebenen statt.
- Konflikte werden als Nullsummenspiele erlebt, die gewonnen werden müssen oder sonst verloren gehen.
- Konfliktsituationen werden als Bedrohung der eigenen Sicherheit erlebt.
Vgl. Kurt R. Spillmann: Konfl iktdynamik und Kommunikation. Strategien der De-Eskalation. In: Manfred Prisching / Gerold Mikula (Hrsg.): Krieg, Konfl ikt, Kommunikation. Der Traum von einer friedlichen Welt. Wien 1991. S. 51.
Konflikte – Bedrohung oder Chance?
Werden Konflikte nicht als Bedrohung sondern als Chance wahrgenommen, so wird der Gegner als Person akzeptiert und in seinen Interessen zunächst anerkannt. Es werden gemeinsame Lösungen gesucht. Verzicht auf Gewalt ist selbstverständlich, und die Wahrung von Würde und Identität aller Beteiligten ist die Basis für das weitere Zusammenleben. Konstruktive Konfliktbearbeitung in der Schule stellt eine wirksame Gewaltprävention dar. Konflikte sind dabei immer auch ein Hinweis auf Probleme, die angepackt werden müssen.
Konfliktkompetenz für alle Schülerinnen und Schüler vermitteln.
Kinder im Grundschulalter werden nicht hinreichend gefördert,
- wenn nur einige wenige ausgebildet werden, um bei anderen oder mit anderen Streit zu beseitigen,
- wenn nicht alle Kinder Rituale erlernen, die zu einem „anders streiten“ beitragen und die eine andere Gesprächskultur für ein sinnvolles Zusammenleben in der Klasse unterstützen und verstärken,
- wenn nicht alle Kinder Handwerkszeug an die Hand bekommen, um Lösungen für ihren Streit zu finden,
- wenn nicht alle Kinder sich eine„Schatzkammer an Erfahrungen“ zulegen können, auf die sie im Ernstfall zurückgreifen können.
- wenn Kinder nicht behutsam Schritt für Schritt so geführt werden, dass sie tatsächlich selbstverantwortlich und gewaltfrei ihre Lösungen in einem dialogorientierten Gespräch un tereinander aushandeln.
Günther Braun u.a.: Kinder lösen Konflikte selbst! Mediaton in der Grundschule. Das Bensberger Mediations-Modell. Bensberg 2005, S. 7.