Erfahrungen zeigen, dass folgende Punkte bei erfolgreichen Mediationsprojekten an Schulen signifi kant häufiger vorkommen:
- Regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit innerhalb und außerhalb der Schule. Regelmäßige Berichterstattung über das Mediationsprojekt im Rahmen von Konferenzen.
- Ausbildung von Lehrkräften im Laufe des Projektes, sowie die Einrichtung einer Projektsteuerungsgruppe und Supervision oder kollegialen Beratung für die Begleitlehrer/innen.
- Training sozialer Kompetenz und Konfl iktbearbeitung für einen Großteil der Schülerinnen und Schüler.
- Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule im Bereich der Schulmediation. Die Einbindung von Schulsozialarbeiter/innen erweist sich häufig als hilfreich für das Gelingen.
- Produktive Gestaltung der Einführungsphase. Informationsveranstaltungen für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer vor dem Hintergrund eines Entscheidungsverfahrens das alle mit einschließt sind entscheidend für den Umsetzungserfolg des Projektes.
- Überdenken der Sanktionsformen zusammen mit der Einbindung von Mediation in die Schulordnung. Ein Konfl iktmanagementsystem mit klaren, für die Lehrerinnen und Lehrer verbindlichen und die Schülerinnen und Schüler transparenten Regelungen bietet Schulmediation einen zuverlässigen Rahmen.
- Freistellung der Begleitlehrerinnen und -lehrer für die Ausbildung und Begleitung der Schülermediatorinnen und -mediatoren, die Freistellung der Schülerinnen und Schüler für Mediationsgespräche innerhalb der Unterrichtszeit sowie die Einrichtung eines Mediationsraumes und die Unterstützung des Projektes durch die Schulleitung sind weitere zentrale Rahmenbedingungen.
Sabine Behn u.a.: Evaluation von Mediationsprogrammen an Schulen. Hamburg u.a. 2005, S. 34.
Akzeptanz der Schule
Alle Mediatorinnen und Mediato ren – gleich ob Jugendliche oder Erwachsene – brauchen für ihre Arbeit auch und vor allem die vol le Akzeptanz an der Schule. Fehlt die Unterstützung der Schulleitung und des Kollegiums, bleibt Mediation in der Schule eine Rand- oder Modeerscheinung. Deshalb möchte ich alle Verantwortlichen, alle Lehrerinnen und Lehrer bitten: Begreifen Sie Mediation als Teil des gesamten Schulentwicklungsprozesses, nutzen Sie sie als Grundlage der Werteerziehung, des sozialen Lernens und als Ansatz für demokratisches Handeln. Sie leisten damit einen Beitrag zu einer neuen „Streitkultur“ an der Schule – eine „Streitkultur“, von der sich, wie ich finde, so manche und mancher Erwachsene eine Scheibe abschneiden könnten.
Renate Schmidt, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Oktober 2002 bis November 2005. In: Sabine Behn u.a.: Evaluation von Mediationsprogrammen an Schulen. Hamburg u.a. 2005, S. 9.
Klärung des Fallmanagements
Für die Praxis in der Schule ist es wichtig, klare Regelungen zu finden, die für die Lehrkräfte verbindlich und für die Schülerinnen und Schüler transparent sind. Die Einführung von Schulmediation sollte genutzt werden, um den vorhandenen institutionellen Umgang mit Konfl ikten zu reflektieren und ein systematisches, verbindliches und transparentes Konfl iktmanagementsystem an der Schule einzuführen. Dabei ist es wichtig, dass sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrkräfte das Vorgehen im Konfliktfall geklärt ist. Hierfür sind z.B. folgende Fragen zu klären:
- Welche Fälle werden von den Schülermediatorinnen und -mediatoren mediiert?
- Welche Fälle überschreiten die Grenzen der Schülermediation?
- Wie wird mit diesen Fällen umgegangen?
- Werden Konfl ikte zwischen Schülerinnen bzw. Schülern und Lehrkräften mediiert?
Klärung des „Fallzugangs“
Eine transparente Regelung könnte so aussehen:
- Mediation ist freiwillig. Keiner kann zur Mediation gezwungen werden.
- Wer nicht zur Mediation gehen will, hat keine Konsequenzen zu erwarten.
- Vor jedem Mediationsgespräch werden die Konfliktparteien nochmals gefragt, ob sie die Vermittlung wollen.
- Mit den Schülerinnen und Schülern wird besprochen, dass die Empfehlung, zur Mediation zu gehen, keine Verpflichtung sondern eine Bitte ist.
- Wenn eine oder beide Konfl iktparteien nicht zur Mediation wollen und sie den Konfl ikt nicht selbst lösen können, können sie sich an eine Lehrkraft oder andere Instanzen zur Konfl iktbearbeitung wenden.
- Mediation ist ein Instrument zur Konfl iktbearbeitung, das vor allem konfliktpräventiv wirken soll. Konfl ikte sollten in einem frühen Stadium bearbeitet werden, so dass sie nicht weiter eskalieren.
Sabine Behn u.a.: Evaluation von Mediationsprogrammen an Schulen. Empfehlungen und Ideen für die Praxis. Mainz 2006, S. 9 ff., Auszüge.
Stufen der Streitschlichtung im schulischen Bereich
Methoden der eigenen Konfliktlösung können mit Streitschlichtung und Schiedsverfahren kombiniert werden.
- Zunächst versuchen die Kontrahenten, ihren Konflikt (nach den erlernten Regeln) selbst zu bearbeiten.
- Wenn die Konfliktparteien es nicht schaffen, ihr Problem selbst zu bewältigen, nehmen sie Schlichtung durch Mitschüler in Anspruch.
- Wenn diese Schlichtung keinen Erfolg hat, wird Schlichtung von der Lehrkraft durchgeführt.
- Falls auch diese Schlichtung den Konfl iktparteien nicht weiter hilft, fällt die Lehrkraft einen Schiedsspruch. Der Schiedsspruch dient als extrinsische Motivation, eine tragfähige Lösung selbst zu erarbeiten, weil der Schiedsspruch möglicherweise beiden Parteien weniger gefallen wird als eine selbst erarbeitete Problemlösung.
- In schwerwiegenden Fällen wird Schlichtung und Schiedsspruch von der Schulleitung als letzter Instanz angeboten.
Karin Jefferys-Duden: Streit schlichten lernen. In: Pädagogik, 7-8/99, S. 53 f.